Rückblick: Ausgabe vom 15.12.1989


Die wichtigste Nachricht vor 30 Jahren

Während es heutzutage ungezählte Fernsehsender auf den Inseln gibt und sogar Gemeinden oder Vereine einen eigenen Sender unterhalten, war das Thema „regionales Fernsehen“ für die Kanarischen Inseln in den Achtzigern höchst umstritten. Obwohl die Bürger natürlich nicht abgeneigt waren, ein eigenes kanarisches Fernsehprogramm zu empfangen, stand die damalige Regierung unter Lorenzo Olarte im Verdacht, sich ein politisches Sprachrohr schaffen zu wollen. Ganz besonders heftig protestierte die sozialistische Opposition gegen das Projekt, das nach ihrer Berechnung zwanzig Milliarden Peseten kosten würde, während diese Mittel an allen Ecken und Enden gebraucht würden, im Gesundheits- und Schulwesen und insbesondere im Wohnungsbau. Der Vizepräsident der kanarischen Regierung hatte vor dem Entwicklungsausschuss in einem Rechenschaftsbericht erklärt, die Regierung plane, den „dritten Kanal“ für das Frühjahr 1991 mit 47 Sendestunden wöchentlich in Betrieb zu nehmen, davon sollten 15% für Werbung reserviert sein. Allerdings wurde von den Gegnern erheblich in Zweifel gezogen, ob wirklich aus der Werbung Einnahmen für den Betrieb des Senders generiert werden könnten.

In unserer Ausgabe vom 15.12.1989 berichteten wir über den heftigen Widerstand der Opposition gegen die Einrichtung eines eigenen Fernsehsenders für die Kanaren. Die nationalistische Regierung wollte offenbar anderen, reicheren Regionen, wie Madrid oder Katalonien, nacheifern.

Die Nachricht: Opposition bezeichnet das kanarische Fernsehen als 20-Milliarden-Spielzeug

Der Sprecher der sozialistischen Opposition im kanarischen Parlament, Juan Alberto Martín, hat den autonomen Fernsehsender, den die kanarische Regierung ab Frühjahr 1991 in Betrieb nehmen will, als Spielzeug bezeichnet, das die Region 20 Milliarden Peseten kostet. Er nannte diese Pläne eine Verantwortungslosigkeit, die nur mit persönlichen Interessen erklärt werden kann und die dazu dienen solle, soziale Probleme zu verschleiern. Martín kritisierte die Fernsehpläne der Regierung Olarte angesichts der zahlreichen Probleme in der Region scharf. „Dieser Plan“, so Martín „beweist eindeutig, dass der dritte Kanal uns Canarios ein Vermögen kosten wird. In den nächsten vier Jahren werden nach Angaben der Regierung Verluste von mehr als 13 Milliarden Peseten entstehen, doch nachdem wir verschiedene Techniker konsultiert haben, sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass schlecht kalkuliert worden ist.“ Auch auf der Einnahmenseite stimmen die Sozialisten nicht mit der Vorschau der Regierung überein, die mehr als 15% vom Werbekuchen der Inseln für sich einkalkuliert hat. Hier, so heißt es, werden mit Sicherheit nicht mehr als 10% erreicht, denn bald wird es auch noch drei Privatkanäle geben, sodass der Sender mit fünf weiteren Fernsehkanälen auf dem Werbemarkt konkurrieren muss. Nach den Berechnungen der Sozialisten werden sich die Kosten bis 1995 auf mindestens zwanzig Milliarden belaufen, eine skandalöse Summe, die sich die Region nach ihrer Meinung auf keinen Fall leisten kann.

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