Kreuzfahrt: Zurück zur Exklusivität

Die Kreuzfahrtbranche sucht nach Auswegen aus der Krise. Foto: EFE

Die Kreuzfahrtbranche sucht nach Auswegen aus der Krise. Foto: EFE

Die Hygieneprotokolle, welche den Corona-Vorschriften Rechnung tragen, führen zu höheren Preisen, geringerer Auslastung und damit zwangsläufig zu einer Rückkehr zum Luxussegment

Madrid – Das Kreuzfahrtgeschäft ist durch die Corona-Krise in arge Bedrängnis geraten. Allein in Spanien sind der Branche, dem Internationalen Kreuzfahrtverband CLIA zufolge, vier Milliarden Euro Umsatz entgangen. Die Reedereien etablieren nun neue Hygienemaßnahmen und reduzieren die Anzahl der Passagiere pro Schiff, damit sie die Häfen derjenigen Länder, die dies bereits erlauben, wieder anlaufen können. Diese Entwicklung bewirkt höhere Kosten und dadurch eine Veränderung des Geschäftskonzepts zurück zu einem teureren, exklusiveren Kreuzfahrttourismus.
War die Tendenz in der Branche bisher, auf eine Senkung der Preise und eine zum Ausgleich erhöhte Zahl von Passagieren ausgerichtet, so erfordern die Abstandsvorschriften nun, den entgegengesetzten Weg zu beschreiten. Der massive Umsatzausfall bringt etliche Kreuzfahrtveranstalter in finanzielle Schieflage, sodass in der Branche mit Fusionen und Übernahmen durch finanzkräftige Mitbewerber oder Investmentfonds zu rechnen ist.
Seit Mitte März sind wegen der Corona-Maßnahmen praktisch alle geplanten Kreuzfahrten ausgefallen. Eine Rückkehr zum normalen Betrieb scheint frühestens im Verlauf des Jahres 2021 möglich. So bleiben für das gesamte Jahr nur die Einnahmen aus den Monaten Januar und Februar, die mit Abstand nicht die besten des Kreuzfahrtjahres sind.
Um wieder ins Geschäft zu kommen, haben die Kreuzfahrtgesellschaften strikte Hygieneprotokolle ausgearbeitet: Weniger Passagiere, Reiseantritt nur mit negativem Test, ausschließliche Belegung der Außenkabinen, um eine gute Belüftung zu garantieren, mehr Personal pro Passagier etc.
Diese Maßnahmen werden in Italien schon umgesetzt und nun auch auf den Kanaren erprobt. Wenn sich dieses Konzept bewährt, soll es im kommenden Jahr auch im Mittelmeer eingeführt werden.
Die Reedereien MSC Cruceros und Costa Cruceros, die seit dem Sommer wieder italienische Häfen anlaufen, gehen davon aus, dass sie bald auch wieder in Spanien Kreuzfahrten durchführen können.
Dagegen sind beim Kreuzfahrtveranstalter Norwegian, einem der größten Unternehmen der Branche, weiterhin alle Schiffe inaktiv, und so wird es das Unternehmen auch noch eine Zeit lang halten. Jedoch geben die Reservierungen des Unternehmens für das Jahr 2021 Anlass zu einem gewissen Optimismus. Zahlreiche Vertreter der Branche sind sich darin einig, dass es sich bei den Kreuzfahrtgästen um treue Kunden handelt, die wiederkehren werden, sobald dies sicher ist.

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