Land unter im Urlaubsparadies


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Starke Regenfälle richten auf Gran Canaria Schäden in Millionenhöhe an

Das Wetteramt hatte zwar vor starken Regenfällen gewarnt, doch niemand war auf die gewaltigen Wassermassen vorbereitet, die zwischen dem 20. und dem 24. Oktober insbesondere im Nordosten Gran Canarias für Chaos sorgten und große Schäden verursachten. Unter sintflutartigen Regenfällen litten insbesondere die Hauptstadt Las Palmas und Telde. Die Wassermassen machten Straßen unpassierbar, überschwemmten Tunnel, Garagen, Keller und Wohnhäuser und brachten insgesamt neun Personen in Not, die von den Einsatzkräften gerettet werden konnten. Cabildo-Präsident Antonio Morales bezifferte die Schäden auf über 20 Millionen Euro und beantragte die Erklärung zum Notstandsgebiet sowie Soforthilfen für die Betroffenen. Auch auf den anderen Inseln gingen teils starke Regenfälle nieder, wenn auch nicht in diesem Ausmaß.

Cabildo-Präsident Antonio Morales bezifferte die Schäden auf über 20 Millionen Euro und beantragte die Erklärung zum Notstandsgebiet sowie Soforthilfen für die Betroffenen. Auch auf den anderen Inseln gingen teils starke Regenfälle nieder, wenn auch nicht in diesem Ausmaß.

Dramatische Momente auf Gran Canaria

Am Abend des 20. Oktober gingen die ersten schweren Schauer im Norden Gran Canarias nieder. Die Wassermassen setzten strategisch wichtige Tunnel unter Wasser oder sorgten für Steinschlag an den Ein- oder Ausfahrten, sodass diese, darunter der Tunnel Julio Luengo, stundenlang geschlossen werden mussten. Es kam zum Verkehrschaos, viele Autofahrer auf dem Heimweg saßen auf der GC-2 stundenlang im Regen in ihren Fahrzeugen fest. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht absehbar, dass es noch schlimmer kommen würde. 

An den folgenden vier Tagen stürzten die Wassermassen auf den Norden und Nordosten Gran Canarias nieder. Insbesondere im Gebiet von Las Palmas und Telde wälzten sich Schlammlawinen die Straßen hinunter. Es wurden Autos mitgerissen, Tunnel, Garagen und Keller überschwemmt, die Stromversorgung unterbrochen sowie Strände verwüstet. Es kam zu Steinschlag, ganze Hänge rutschten ab. Die Rettungskräfte wurden zu Hunderten von Einsätzen gerufen, befreiten Autofahrer aus ihren in den Fluten steckengebliebenen Fahrzeugen, pumpten Tunnel und Keller leer. Die strategisch wichtigen Tunnel Julio Luengo, La Laja und Bravo Murillo mussten mehrmals am Tag gesperrt werden. 

An der Europa-Schule in Las Palmas gab – Gott sei Dank zur unterrichtsfreien Zeit – eine Mauer dem Druck der Wassermassen nach. Die eindringenden Fluten setzten Schulhof und Klassenzimmer unter Wasser und richteten großen Schaden an. Die Schüler mussten für unbestimmte Zeit auf andere Schulen verteilt werden.

Diverse Fahrzeughalter meldeten Totalschäden, nachdem ihre Autos von den Fluten mitgerissen oder in vollgelaufenen Garagen unter Wasser gesetzt worden waren. 

Mehrere Tage dauerte das Chaos an. Immer wieder öffnete der Himmel seine Schleusen und sorgte für teilweise dramatische Momente, denn insgesamt kamen neun Personen in eine ernste Notlage, weil sie selbst zu Fuß oder in ihrem Fahrzeug auf der Straße von den Wassermassen eingeschlossen wurden.

Merkwürdigerweise handelte es sich um ein Wetter­­­­­­­­­­­phänomen, das lokal und konzentriert auftrat. Immer wieder bildeten sich Wolken ganz besonders über der Hauptstadt Las Palmas und Telde, die für stundenlange Regenfälle – allein am Morgen des 22. Oktober betrugen diese etwa 40 Liter pro Quadratmeter – sorgten. Dieses Phänomen wiederholte sich auch auf den anderen Inseln.

Am 23. Oktober spitzte sich die Lage zu, als im Küstengebiet von Telde mehr als 100 Liter Wasser pro Quadratmeter auf die Erde prasselten und dafür sorgten, dass Autos von den Wassermassen die Straßen und Barrancos hinabgerissen wurden, Mauern dem Druck der Fluten nachgaben und alles unter Wasser gesetzt wurde.  Diverse Strände wie Melenara und Salinetas wurden zum Teil abgetragen, Straßen unterspült. Die Einsatzkräfte mussten fünf Personen aus den reißenden Fluten retten, darunter auch ein Baby. 

Im Nachhinein wurde vielfach kritisiert, dass die Regionalregierung erst am Abend des 22. Oktober die höchste Warnstufe erklärt, die Militäreinheit UME mobilisiert und für den nächsten Tag den Unterricht – auf allen Inseln – abgesagt hatte. 

Im Gespräch mit der Tageszeitung Canarias7 erklärte Jesús Agüera vom Wetteramt jedenfalls, die AEMET habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und bereits am vorhergegangenen Wochenende vor starken Regenfällen gewarnt. Die Warnung sei erst am 22. Oktober verschärft worden, weil es sich bei der Meteorologie eben um keine exakte Wissenschaft handele und nicht mit einem solchen Ausmaß der Regenfälle gerechnet worden sei. 

Bei diesem lokal konzentrierten Phänomen handele es sich um ein sehr schwer vorhersehbares meteorologisches Ereignis. 

Als das „Unwetter“ endlich abzog, kündigte Cabildo-Präsident Antonio Morales an, bei der Regierung zu beantragen, die besonders betroffenen Gebiete in Telde zum Notstandsgebiet erklären zu lassen. José Manuel Soria, Minister für Industrie, Energie und Tourismus, stattete am 25. Oktober seiner Heimatinsel einen Besuch ab und nahm die in Mitleidenschaft gezogenen Strände von Salinetas, Melenara und La Garita in Augenschein. Soria erklärte, er werde sich in wenigen Tagen bei einer Ministerratssitzung für die finanzielle Unterstützung des Staates bei der Schadensbehegung einsetzen. Auch Präsident Mariano Rajoy schloss sich dem Antrag an und erklärte, in den folgenden Tagen Hilfsmaßnahmen zu beschließen.

Derweil bezifferte Bürgermeisterin Carmen Hernández die in Telde entstandenen Schäden auf Straßen und an öffentlichen Gebäuden ersten Schätzungen zufolge auf etwa acht Millionen Euro. Für die betroffenen Bürger forderte sie eine Soforthilfe von 4.000 Euro pro Person.

Weniger Schäden andernorts

Auch auf den anderen Inseln regnete es teilweise sehr heftig, wenn sich die Schäden auch in Grenzen hielten. 

Am 21. und 22. Oktober regnete es insbesondere im Süden Teneriffas teils sehr stark. In Güímar – hier wurden bis zu 70 Liter pro Quadratmeter gemessen – überschwemmten die Wassermassen das Gymnasium, im Inselsüden wurde an einigen Stellen der Verkehr lahmgelegt. In Santa Cruz setzten die Fluten einige Straßen unter Wasser, wie üblich brach das Abwassersystem fast zusammen, und diverse Gulli-Deckel gaben dem Druck nach. In La Laguna kam es insbesondere um den Kreisverkehr von Padre Anchieta zum Chaos, hier brach infolge der Regenfälle der Verkehr fast zusammen. Bei Taganana musste eine Straße wegen Steinschlags teilweise gesperrt werden. Auch auf La Palma gingen mehrmals starke Schauer nieder, sodass einige Straßen und Wanderwege wegen Steinschlags gesperrt wurden.

Lanzarote und Fuerteventura wurden insbesondere am 23. Oktober von dem Unwetter getroffen. Auf Lanzarote machten die Wassermassen unter anderem die LZ-2 unpassierbar. Eine Trinkwasserversorgungsleitung wurde beschädigt, mit der Folge, dass sieben Ortschaften stundenland ohne Trinkwasser auskommen mussten. Auf Fuerteventura wiederholte sich das Bild überschwemmter oder wegen Steinen auf der Fahrbahn unbefahrbarer Straßen, beispielsweise auf der FV-101. In Puerto del Rosario und Antigua wurden bis zu 40 Liter pro Quadratmeter gemessen, allerdings regnete es vorwiegend nachts.

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