Loro Parque wird die Entscheidung von SeaWorld respektieren


© Grafik: Seaworld

Die US-Freizeitparks stellen die Shows und auch die Zucht von Orcas ein

Die unerwartete und überraschende Ankündigung von SeaWorld, das Orca-Zuchtprogramm mit sofortiger Wirkung einzustellen, was das Ende der Haltung dieser Wale in Gefangenschaft in greifbare Nähe rücken lässt, hat im Loro Parque für Erstaunen gesorgt. Offenbar ist der kanarische Partner des Orca-Programms von dem US-Unternehmen nicht in diese Pläne eingeweiht worden.

Für den vorbildlichen Tierpark auf Teneriffa, der vor zehn Jahren mit vier Walen aus den USA eine Orca-Show ins Programm aufnahm, ist dies eine der Hauptattraktionen. 

„Die Zeiten haben sich geändert, und wir verändern uns auch. Die Killerwale in unserer Obhut werden die letzte Generation von Killerwalen in SeaWorld sein. Das Unternehmen wird die Orca-Zucht mit heutigem Datum einstellen“. Mit dieser Nachricht überraschte SeaWorld vor wenigen Tagen die Welt. Tatsächlich hat das Unternehmen dem Druck von Tierschützern nachgegeben und im Streit um die Haltung von Orcas in Gefangenschaft einen entscheidenden Schritt getan. 

Die in den SeaWorld Parks lebenden Orcas werden bis zu ihrem Lebensende in ihrer künstlichen Heimat bleiben, weil sie in Freiheit nicht mehr überleben würden, teilte SeaWorld weiter mit. Parkbesucher werden zwar keine „theatralischen Shows“ mehr erleben, dafür aber über eine neue Form von sogenannten „Educational Encounters“ (etwa bildende Begegnungen) die Wale in einem der Natur nachempfundenen Habitat erleben.

Von Anfang an zeichnete sich das Orca-Projekt des Loro Parque durch klare didaktische, umwelterzieherische Absichten aus, und der Aufenthalt der Schwertwale dient auch Forschungszwecken. Heute leben im Loro Parque sechs dieser herrlichen Meeressäuger: die vier SeaWorld Orcas Keto, Tekoa, Skyla, Kohana, der 2010 im Loro Parque geborene Adán und das im Sommer 2010 im Wattenmeer vor der niederländischen Küste gestrandete Orca-Mädchen Morgan, das hier eine neue Heimat gefunden hat. Inwiefern Loro Parque dem Vorbild von SeaWorld folgen wird, ist noch unklar. In einer ersten Stellungnahme äußerte sich die Direktion des Loro Parque am 18. März dazu folgendermaßen:

„Unsere Liebe zu den Tieren und unsere Sorge um ihr Wohlergehen und ihre Zukunft verlangt es, dass wir mit jeglichen Äußerungen sehr bedächtig vorgehen. Trotzdem möchten wir zur Veröffentlichung von SeaWorld, die Zucht der Orcas einzustellen, wie folgt Stellung nehmen:

1) Da die Orcas kein Eigentum von Loro Parque sind, müssen wir die Entscheidung von SeaWorld respektieren.

2) Eine grundlegende Voraussetzung für die Einführung einer Art in zoologischen Gärten ist die Einrichtung eines Zuchtprogrammes, und dies wird bis heute, sowohl von der spanischen Administration als auch von der EU-Behörde, verlangt. Denn die Fortpflanzung ist ein angeborenes Recht aller Tiere, und deswegen ist deren Gewährleistung eine der Hauptverpflichtungen der zoologischen Gärten.

3) Deshalb sind wir der Meinung, dass eine permanente Einstellung der Zucht für Wildtiere unter menschlicher Obhut ein Akt ist, der sich gegen den natürlichen Fortpflanzungstrieb und das Wohlbefinden der Tiere richtet.

4) Wir möchten ebenfalls festhalten, dass die Präsentationen unserer Tiere seit langer Zeit einen Bildungswert für unser Publikum haben, aber wir werden natürlich allen Verbesserungen, die SeaWorld in dieser Hinsicht einbringen möchte, Folge leisten.

5) Loro Parque wird keine Entscheidung treffen, die das Wohlbefinden der Orcagruppe beeinträchtigen könnte, und jegliche Entscheidung wird die vorgegebenen Regeln der EU-Zoorichtlinie sowie das Wissen und die Zustimmung der entsprechenden Behörden respektieren. Wir werden unserer Verpflichtung zur Bildung, Forschung und zum Natur- und Artenschutz weiterhin nachkommen, wie dies von einem modernen Zoo verlangt wird.“

Die Verantwortlichen von Loro Parque haben einen Termin für ein Treffen mit ihrem Partner SeaWorld beantragt, um Klarheit darüber zu schaffen, wie die Entscheidung von Sea World die Zukunft der Tiere im Loro Parque beeinflussen wird.

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