Marokko sucht nach Öl


Der Minister für Äußere Angelegenheiten und Zusammenarbeit, Alonso Datis (li.), und Kanarenpräsident Fernando Clavijo trafen sich in Santa Cruz. Foto: EFE

Auf den Kanarischen Inseln formiert sich Widerstand gegen die Sondierungen

Kanarische Inseln – Auf Fuerteventura und Lanzarote formiert sich erneut Protest gegen Ölsondierungen, die rund 50 Kilometer vor den Küsten der Inseln durchgeführt werden sollen. Dieses Mal ist es nicht der spanische Staat, sondern Marokko, das in Wassertiefen von bis zu 1.000 Metern nach dem „schwarzen Gold“ suchen lassen will.

Das italienische Unternehmen ENI hat die Erlaubnis erhalten, in marokkanischen Hoheitsgewässern, die bis zur Hälfte der Distanz zwischen Fuerteventura und der Küste des afrikanischen Festlandes reichen, Probebohrungen vorzunehmen. Wie das Unternehmen selbst auf seiner Website bekannt gab, wurde ein Vertrag mit dem marokkanischen Staatsunternehmen ONHYM unterzeichnet, der die Suche in zwölf Quadranten eines Meeresgebietes von 23.900 Quadratkilometern Größe vor den Küsten von Sidi Ifni, Tan Tan y Tarfaya vorsieht.

Es handelt sich dabei um ein Seegebiet, das unmittelbar an jenes grenzt, wo Repsol 2014 mit spanischer Lizenz nach Erdöl suchte. Damals führte Repsol nur eine der zwei autorisierten Sondierungsbohrungen durch und gab das Projekt dann auf, weil zwar Spuren von Öl gefunden wurden, jedoch nicht in ausreichender Qualität und Menge, als dass die Ausbeutung rentabel gewesen wäre.

Das permanente Komitee der nationalistischen Parteien Coalición Canaria (CC) und der Partido Nacionalista Canario (PNC) trat nach Bekanntwerden des Sondierungsvorhabens zusammen und beschloss, in allen Institutionen, in denen Delegierte dieser Parteien vertreten sind, Anträge für die Zurückweisung der Probebohrungen einzubringen. Gegenüber der Presse äußerte die Sprecherin des Komitees, Guadalupe González Taño, die wichtigsten Institutionen der Kanarischen Inseln – die Regionalregierung, das Parlament und die Mehrheit der Inselregierungen – hätten jahrelang gegen die Ölsondierungen gekämpft, welche die spanische Zentralregierung Repsol genehmigt hatte. Das kanarische Volk sei auf die Straße gegangen und habe seine Ablehnung zum Ausdruck gebracht, deshalb dürfe die Regierung nun nicht untätig bleiben, wenn Marokko im gleichen Meeresgebiet Sondierungen durchführe.

Auch die sozialistische Partei PSOE hat ihre Ablehnung der Sondierungen zum Ausdruck gebracht. Sprecherin Loly Corujo erklärte, die Umweltrisiken durch die marokkanischen Sondierungen seien schließlich ebenso groß wie die der Suche von Repsol vor gut drei Jahren.

Kanarenpräsident Fernando Clavijo traf sich deshalb mit dem Minister für Äußere Angelegenheiten und Zusammenarbeit, Alonso Datis, und verlangte, dass die spanische Regierung von Marokko alle nur möglichen Sicherheitsgarantien einfordern müsse, sollte das Land die Probebohrungen tatsächlich durchführen lassen.  Zudem regte er an, Spanien solle in puncto Erneuerbare Energien weiterhin mit Marokko zusammenarbeiten, mit dem Ziel, dass diese einen immer größeren Raum bei der Energieversorgung einnehmen sollten. Clavijo erklärte nach dem Gespräch, der Minister habe ihm bestätigt, dass er schon mit seinem marokkanischen Amtskollegen im Gespräch sei und dass dieser ihm versichert habe, die Probebohrungen würden nur in marokkanischen Gewässern durchgeführt, und man habe vor, mit allen Aspekten der Sondierungen offen umzugehen.

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