Migration kennt keine Ausgangssperre

Einige der 29 Personen aus dem subsaharischen Raum, die gegen Mitternacht des 16. April an Bord der Guardamar Talía in Arguineguín auf Gran Canaria ankamen. Foto EFE

Einige der 29 Personen aus dem subsaharischen Raum, die gegen Mitternacht des 16. April an Bord der Guardamar Talía in Arguineguín auf Gran Canaria ankamen. Foto EFE

Die Schlepper und die Menschen, die es nach Europa zieht, lassen sich von der Angst vor dem Covid-19-Virus und der Ausgangssperre nicht abhalten

Kanarische Inseln – Auch in den Tagen des Alarmzustandes wegen der Coronavirus-Epidemie reißt die Migrationsbewegung aus Afrika nicht ab. Die Schlepper und die Menschen, die es nach Europa zieht, lassen sich von der Angst vor dem Covid-19-Virus nicht anstecken.
Seit der Alarmzustand am 14. März verhängt wurde, sind an den Küsten Spaniens insgesamt 745 irreguläre Migranten in Booten angekommen, allein 551 (74%) von ihnen auf den Kanarischen Inseln. Dies geht aus dem jüngsten Bericht des spanischen Innenministeriums hervor. Laut der offiziellen Statistik reisten zwischen dem 15. März und dem 15. April 2020 etwa ebenso viele Bootsmigranten ins Land ein, wie im gleichen Vorjahreszeitraum. Vor einem Jahr kamen 743 Personen in 38 Pateras, in diesem Jahr 745 in 26 Booten. Doch haben sich aktuell die angesteuerten Ziele verschoben, sodass auf den Kanaren ein deutlicher Anstieg des Migrantenzustroms zu spüren ist. Kamen von Mitte März bis Mitte April 2019 nur 73 Bootsmigranten auf die Inseln, so waren es im gleichen Zeitraum dieses Jahres mit 551 gut siebeneinhalb Mal so viele.
Diese kamen alle innerhalb von nur 17 Tagen zwischen dem 20. März und dem 5. April an, davor und danach (6. bis 19. März und 6. bis 15. April) gab es längere Unterbrechungen. Dies hatte zur Folge, dass die Kanaren inmitten der Ausgangssperre und trotz der wegen der Ansteckungsgefahr geschlossenen Ausländerinternie- rungszentren (CIEs) mit der Ankunft von durchschnittlich 32 irregulären Immigranten täglich fertig werden mussten.

Insgesamt hat Spanien im laufenden Jahr 4.827 Immigranten gezählt, die in 248 Booten kamen. Das sind 1.050 bzw. 17,9% weniger als im Zeitraum vom 1. Januar bis 15. April 2019 registriert wurden. Auf dem spanischen Festland und den Balearen waren es 3.002 Personen in 181 Booten, 2.473 bzw. 45,2% weniger als im Vorjahr. Auf den Kanaren waren es 1.781 in 61 Pateras – 1.600 bzw. 883% mehr als in den ersten dreieinhalb Monaten des Jahres 2019 die Inseln erreichten.
In Ceuta, einer der spanischen Exklaven an der marokkanischen Küste, kamen 44 Bootsmigranten an, 132 bzw. 75% weniger als 2019, und in Melilla bisher kein einziger, im Vorjahr waren es 45.

Boot mit 29 Insassen
In der Nacht des 16. März erreichte nach zehntägiger Pause wieder eine Patera kanarische Gewässer. Ein Patrouillenboot der Guardia Civil fing das Boot, das in Richtung der Kanaren unterwegs war, in 240 Kilometern Entfernung vor den Inseln ab, nahm die 29 Insassen, 16 Männer und 13 Frauen, auf und erreichte mit ihnen gegen Mitternacht den Hafen von Arguineguín auf Gran Canaria. Nach Angaben des Roten Kreuzes befinden sich alle in gutem gesundheitlichen Zustand.

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