Ölfund nur 100 km vor Fuerteventura


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Die Bohrplattform „Cajun Express“ stieß in marokkanischen Gewässern auf ein Vorkommen

Die von Cairn Energy, Genel Energy und Marokkos Amt für Rohstoffe und Bergbau angeheuerte Bohrplattform „Cajun Express“ ist in marokkanischen Gewässern, 38 km von der marokkanischen und 100 km von Fuerteventuras Küste entfernt, auf Erdöl gestoßen. Seit Wochen führt das Konsortium in einem Gebiet, das an die Repsol zugeteilten Seegebiete angrenzt, Sondierungen durch. Im Sektor „Juby Maritime I“ wurde man nun in 3.100 m tiefen Gesteinsschichten, die dem Oberjura zugeordnet werden, fündig, wie es schon 1986 bei Versuchen, nur zwei Kilometer entfernt, der Fall war.

Marokko – Derzeit werden die Probebohrungen weitergeführt; man will in die wirklich interessanten Gesteinsschichten des Mitteljura, sprich in eine Tiefe von 3.700 m vorstoßen, wo Cairn Energy ein Vorkommen von 70 Millionen Barrel vermutet. Das gab Genel Energy kürzlich bekannt, woraufhin das Amt für Rohstoffe jedoch abwiegelte, es handele sich nur um schweres Rohöl schlechter Qualität, das schwer zu fördern und womöglich nicht zu vermarkten sei. Weitere Untersuchungen seien erforderlich.

Das nächstgelegene der Repsol zugeteilten Seegebiete ist das als „Canarias 2“ bezeichnete. Doch Repsol hatte bislang eher Probebohrungen in „Canarias 4“ vorgesehen und zwar an den Stellen „Sandía“ (Wassermelone) und „Zanahoria“ (Karotte). Regierungsvertreterin María del Carmen Hernández Bento gab jetzt bekannt, Repsol werde nur wenige Kilometer von dem jetzigen Fundort entfernt und in derselben Tiefe von 3.700 m bohren.

Entsetzen auf der einen, Freude auf der anderen Seite

Auf den Ölfund reagierte die Kanarenregierung mit der Aufforderung an Madrid, von Marokko die Gewährleistung höchster Sicherheitsstandards einzufordern, um „die Landschaft, das Klima, den Himmel, das Meer und die biologische Vielfalt, also den Tourismus“ nicht zu gefährden. Das Verfahren zur Genehmigung der Probebohrungen von Repsol sollte mit sofortiger Wirkung eingestellt werden, um die „Risiken für die Canarios nicht noch zu vervielfachen“.

Derweil feierte das Industrieministerium den Fund in marokkanischen Gewässern, würde dies doch die Erfolgschancen der Probebohrungen in den spanischen Hoheitsgebieten erhöhen, was den Interessen des Landes zugutekäme.

Das Genehmigungsverfahren nimmt seinen Lauf

Hinsichtlich der Probebohrungen von Repsol, die eigentlich in Kürze aufgenommen werden sollten (das Wochenblatt berichtete), wurde bekannt, dass das Umweltministerium den spanischen Konzern um die Einreichung fehlender Dokumente gebeten hat, mit der Folge, dass die Entscheidungsfrist von drei Monaten unterbrochen wurde. Das Ministerium stellte jedoch klar, das Verfahren sei nicht zu den Akten gelegt, sondern die Erteilung oder Versagung der umweltpolitischen Genehmigung nur hinausgezögert worden.

Derweil behauptete Enrique Hernández Bento, Unterstaatssekretär für Industrie, Energie und Tourismus, im Gespräch mit dem Radiosender Radio El Día, bis zu einer tatsächlichen Ölförderung in den Repsol zugewiesenen Seegebieten könnten „leicht noch zwischen 12 und 15 Jahre“ vergehen. Die Zentralregierung habe alle Zeit der Welt und würde den vorgegebenen Verfahrens- und Kontrollweg strikt einhalten. Hernández Bento zeigte auf, dass es ein Null-Risiko nicht gebe, man sich jedoch einem solchen annähern könne. Auf der anderen Seite könne es sich Spanien nicht leisten, seinen energetischen Reichtum nicht zu erforschen und auszuschöpfen.

„Tourismus und Ölförderung sind kompatibel“

Auf der Internationalen Tourismus Börse in Berlin (ITB) Anfang März überraschte Taleb Rifai, Generalsekretär der Welttourismusorganisation (UNWTO) mit der Aussage, Tourismus und Ölförderung seien sehr wohl kompatibel. Er bezeichnete eine Ölgewinnung vor den Balearen und den Kanaren weder als an sich gut noch an sich schlecht, es komme allein auf die Durchführung und Handhabung an. Eine Ölförderung sei seiner Meinung nach positiv, solange dem anliegenden Gebiet und der Bevölkerung kein Schaden zugefügt werde. Als Beispiel für ein erfolgreiches Nebeneinander von Erdölindustrie und Tourismus nannte er einige der Vereinigten Arabischen Emirate, die zusehends zu beliebten Urlaubszielen avancieren würden.

Regionalpräsident Paulino Rivero zeigte sich entsetzt über die Äußerungen von Rifai und erklärte eine Ölförderung vor den Kanaren als „Fehler“, würden doch die Inseln an sich und ihr Hauptwirtschaftssektor gefährdet. Er strenge weiterhin die Durchführung einer Volksbefragung an.

Die einzig bisher unberührte Küstenregion

Seit Beginn der Erfassung im Jahr 1959 wurden in Spanien fast 700 Probebohrungen durchgeführt, die meisten erfolglos. Von den Küstenregionen blieben bisher nur die Kanarischen Inseln von Sondierungen verschont.

Seit 1941 wird in Spanien nach Öl gesucht, doch erst seit 1959 erfasst das Industrieministerium die entsprechenden Daten. Bis zum Jahr 2011 wurden 689 Probebohrungen zu Land und zu Wasser durchgeführt. An Land wurde man in 100 Fällen fündig, im Meer in 68 Fällen. Nach Angaben des Geologen und Geophysikers Antonio Afonso handelt es sich bei den bedeutendsten Funden um folgende: Shell stieß 1976 und 1982 dreimal in Asturien auf Erdöl, doch konnten die Vorkommen nicht kommerziell genutzt werden. 1983 fand man im baskischen Bermeo Erdöl und Erdgas; nach jahrelanger Förderung ist das Vorkommen heute erschöpft. An der Küste des katalanischen Tarragona wurden zwischen 1986 und 1990 von Shell und Unión Texas bis zu 90.000 Barrel am Tag gefördert, was 10% des nationalen Bedarfs deckte. Aus dem Casablanca-Feld in Aragón wird auch heutzutage noch Öl an die Oberfläche gepumpt.

Derzeit gibt es in ganz Spanien 49 Lizenzen zur Erforschung möglicher Ölvorkommen – darunter nahe den Balearen und den Kanarischen Inseln – sowie 23 Genehmigungen zur Erdölförderung.

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