Pazos – in Galicien stehen viele Herrenhäuser zum Verkauf

Viele historische Pazos werden heute auch als Hotels betrieben. Ein Beispiel ist das Anwesen „Pazo do Souto“ in Coruña, das 1672 erbaut wurde und seit 1992 als charmantes Landhotel betrieben wird. Foto: pazodosouto.com

Viele historische Pazos werden heute auch als Hotels betrieben. Ein Beispiel ist das Anwesen „Pazo do Souto“ in Coruña, das 1672 erbaut wurde und seit 1992 als charmantes Landhotel betrieben wird. Foto: pazodosouto.com

Á Coruña – Die im Nordwesten Spaniens gelegene Region Galicien hat ihre Kultur, Sprache und Traditionen nach wie vor bewahrt. Zu diesem Vermächtnis gehören auch die über das ganze Gebiet verstreuten Herrenhäuser, die sogenannten Pazos.

Der Ausdruck „Pazo“ stammt vom lateinischen Paltiu, Palast. Der ferne Ursprung dieser Gutsherrenhäuser ist die mittelalterliche Burg. Von dort aus verteidigten die Bewohner früherer Zeiten ihr Land. In anderen Fällen gehen sie auf derzeitige Herbergen, die sogenannten Pousas oder auch auf Bauernhöfe zurück, was noch heute auf ihre landschaftliche Natur hinweist.

Über die Baumeister der für Galicien so typischen Anwesen, ist nicht viel bekannt. Die architektonische Gestaltung der Pazos ist nachahmend. Einflüsse von Barock, Renaissance und klassizistischer Architektur verbinden sich mit den charakteristischen Elementen der Region.

Pazos bestehen in den meisten Fällen aus einem Hauptgebäude, Taubenschlag und Nebengebäuden wie Kapellen und den für Galicien so charakteristischen Getreidespeichern, den sogenannten Hórreos. Um die Pazos herum bewegte sich seinerzeit das Leben der Dorfbewohner.

Viele dieser Landsitze gehören den Familien seit Generationen. So auch der Sitz der Familie von Ángel Pardo Vera. Das 2.000 qm große Gebäude ist seit 1866 Eigentum der Familie, die es nur in den Sommermonaten nutzt, denn eine Heizung gibt es nicht. Seit Zeiten der Urgroßmutter ist die Familie dem „Pazo“ sehr verbunden, aber wie so viele andere galicische Sippen weiß sie nicht, wie lange sie die enormen Kosten für den Erhalt des Familiensitzes tragen kann.

Von den 900 listenmäßig erfassten Herrenhäusern stehen in ganz Galicien 212 zum Verkauf. Jeder vierte Besitz ist für die Eigentümer, in den meisten Fällen Erben, ein bürokratisches, steuerliches und/oder finanzielles Problem.
Vor der Pandemie funktionierten viele der Anwesen als „kleine Hotels mit Charme“ oder Urlaubswohnungen. Andere dienten den Pilgern auf dem Jakobsweg als Unterkunft. Mit diesen Einnahmen konnten die enormen Kosten der Instandhaltung getragen werden, insbesondere Strom- und Heizkosten in astronomischer Höhe. Nach zwei Jahren Corona bleibt vielen Familien nur noch die Lösung des Verkaufs.

Nicht nur Immobilienportale, sondern auch verschiedene renommierte Anwaltskanzleien in Madrid haben sich in jüngster Vergangenheit auf den Verkauf der „Pazos“ spezialisiert. In ihrem Angebot finden sich Herrenhäuser in allen Preislagen von 80.000 bis hin zu 5 Millionen Euro. Die günstigeren Objekte sind meistens renovierungsbedürftig, was nicht nur ausgesprochen kostspielig, sondern auch oft mit jahrelangen Wartezeiten auf die notwendigen Genehmigungen verbunden ist.

Ausländische Kunden schrecken meistens vor dem großen Verwaltungsaufwand zurück. Nicht selten sind es Emigranten, die nach einem Leben lang aus der Schweiz, Argentinien oder Venezuela vermögend in die Heimat zurückkehren und die renovierungsbedürftigen Häuser kaufen, um dort ihren Lebensabend zu verbringen.
Auch Paare in den Fünfzigern, die sich auf dem Land eine ruhigere Existenz aufbauen möchten, sind potenzielle Kunden der Immobilienportale. Von Hundert Nachfragen kommt es bei etwa zwanzig Bewerbern zu einer Besichtigung. Die meisten Interessenten können 300.000 Euro für den Kauf aufbringen, den wenigsten aber stehen weitere 800.000 Euro für die Instandsetzung eines Pazos zur Verfügung, so die Maklerin Elvira Faifán.

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