Positive Arbeitsmarktdaten sind noch kein Grund zur Freude


Weniger Arbeitslose, weil viele bereits aufgegeben haben

Gemäß der neuesten Umfrage zur aktiven Bevölkerung (EPA), die als Maßstab für die Arbeitslosigkeit und die Lage des Arbeitsmarktes gilt, ging die Arbeitslosenzahl im dritten Quartal leicht zurück. Es wurden auch neue Arbeitsstellen geschaffen, beides zum zweiten Mal in Folge. Doch von einer tatsächlichen Erholung ist Spanien noch weit entfernt.

Madrid – Zwischen Anfang Juli und Ende September ist die Zahl der Arbeitslosen um 72.800 und die Quote um 0,3% zurückgegangen, während 39.500 neue Stellen geschaffen wurden. Doch angesichts der Tatsache, dass immer noch 5,9 Millionen Spanier ohne Arbeit sind,   die Arbeitslosenquote 25,98% beträgt und die Sommersaison, bei der gewöhnlich neue Verträge geschlossen werden, vorüber ist, gibt es keinen Grund zu jubeln.

Bei genaueren Untersuchungen der EPA stellt sich nämlich heraus, dass fast die Hälfte der nicht mehr als arbeitslos erfassten Personen nicht etwa eine Stelle gefunden, sondern es vielmehr aufgegeben haben, weiter zu suchen. Im letzten Quartal waren es 33.300, in den letzen 12 Monaten sogar 340.700 Arbeitslose in dieser Situation. Darüber hinaus ist die Bereitstellung von Arbeitsplätzen saisonal bedingt und nicht anhaltend. Im letzten Quartal wurden 146.500 Festanstellungen gekündigt, aber 169.500 zeitlich begrenzte Arbeitsverträge geschlossen.

Fernando Jiménez Latorre, Staatssekretär für Wirtschaft, ist der Ansicht, dass sich Mitte nächsten Jahres langsam eine Erholung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes einstellt. Doch nachdem die Krise 3,7 Millionen Arbeitsplätze vernichtet und die Arbeitslosenquote von 8% im Jahr 2007 auf 26% in diesem Jahr, also um 18%, hochgetrieben hat, werden nach Ansicht des Instituts Flores de Lemus fast zwei Jahrzehnte vergehen, bis die Arbeitsmarktlage sich auf dem Niveau vor der Krise befindet. Das allerdings auch nur, wenn die Prognosen stimmen, nach denen ab Ende 2015 jährlich rund 2% neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollen. Diese Einschätzung wird von Josep Oliver, Professor für angewandte Wirtschaft an der Autonomen Universität von Barcelona, untermauert. Nach der Krise von 1973 hätte es 18 Jahre gedauert, bis 1991 endlich das Vorkrisenniveau wieder erreicht worden sei, so Oliver. Die Talsohle sei erreicht, doch müsse sich erst die Wirtschaft erholen, bevor wieder dauerhafte Arbeit geschaffen werden würde. José Ignacio Conde-Ruiz, Forscher an der Stiftung für Studien über angewandte Wirtschaft (Fedea), glaubt, nach dem ersten Quartal 2014 werde es endlich so weit sein.

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