Prozessauftakt im Fall „El Trompo“


© Moisés Pérez

Das Gebäude des Shopping-Centers neben Alcampo in La Orotava soll illegal gebaut worden sein

Am 16. Juni hat in La Laguna ein Prozess gegen den ehemaligen Bürgermeister von La Orotava, Isaac Valencia (CC), den Unternehmer Ambrosio Jiménez und den ebenfalls ehemaligen Gemeindedirektor von La Orotava, Juan Carlos de Tomás, begonnen.

Über ein Jahrzehnt, nachdem das Gebäude des Einkaufszentrums „El Trompo“ neben dem Alcampo in La Orotava fertiggestellt wurde und vierzehn Jahre, nachdem die grüne Partei Ipo-Los Verdes Anzeige erstattet hatte, stehen die beiden ehemaligen Gemeindevertreter und der Unternehmer vor Gericht. 

2002 hatte die Fraktion von Ipo-Los Verdes die Bauarbeiten auf einem über 20.000 Quadratmeter großen Grundstück neben dem Einkaufszentrum Alcampo zur Anzeige gebracht, die ohne jegliche Genehmigung ausgeführt wurden. Darüber hinaus soll das Gelände, auf dem gebaut wurde, im damals gültigen Flächennutzungsplan als „rústico“ – also nicht bebaubar – ausgewiesen gewesen sein. Ipo-Los Verdes brachte die illegalen Bauarbeiten zunächst bei der Ortspolizei von La Orotava und im Bauamt der Gemeinde zur Anzeige, ohne damit etwas zu erreichen. Infolge der Untätigkeit der Gemeinde wurde bei Gericht ein Klageantrag gestellt.

Ex-Bürgermeister droht Gefängnisstrafe

Vor Beginn des Prozesses war von den Parteien versucht worden, eine gütliche Einigung in Form eines Vergleichs zu erzielen, um die den Angeklagten drohenden Gefängnisstrafen herabzusetzen. Die Bedingung dafür war jedoch, dass die Angeklagten sich schuldig bekennen und ein 2.700 Quadratmeter großer Teil des Gebäude-

komplexes abgerissen wird. Schließlich kam es jedoch zu keiner Einigung, und Isaac Valencia, Ambrosio Jiménez und Juan Carlos de Tomás mussten am 16. Juni zum Prozessauftakt auf die Anklagebank. Ihnen wird unter anderem Amtspflichtverletzung und Rechtsbeugung vorgeworfen.

Während die Verteidiger den Fall als verjährt ansehen, fordert die Staatsanwaltschaft außer dem partiellen Abriss des Gebäudes jeweils dreieinhalb Jahre Haft für Isaac Valencia und Juan Carlos de Tomás sowie zehn Jahre Amtsverbot und für Ambrosio Jiménez zwei Jahre Gefängnis. 

Während des Prozesses soll auch geklärt werden, warum die Gerichtsverhandlung immer wieder hinausgezögert wurde und nun erst, 14 Jahre nachdem die Klage eingereicht wurde, beginnt.

Für Überraschung sorgte beim Prozessauftakt der Auftritt des Unternehmens „Automáticos Canarias“ als Nebenkläger. Der Firma gehört das Bingo im Shopping-Center El Trompo, dem durch den Prozess der Abriss droht.

Isaac Valencia (heute 78), trat 2013 aus Altersgründen von seinem Posten als Bürgermeister von La Orotava zurück. Nach 35 Jahren aktiver Politik im Dienst der Partei Coalición Canaria (CC) in der Stadtverwaltung von La Orotava, 30 davon als Bürgermeister, zählte Valencia zu den dienstältesten Bürgermeistern auf den Kanarischen Inseln.

Unternehmer Ambrosio Jiménez (70) ist als Bauunternehmer auf den Kanaren seit Jahrzehnten erfolgreich. Der Sohn bescheidener Landwirte wuchs mit elf Geschwistern auf Gran Canaria auf, ging nie zur Schule. „Das konnten wir uns nicht leisten, wir mussten arbeiten, die Ziegen melken, denn sonst gab es keine Milch“, erklärte er Anfang dieses Jahres in einem Interview. Der Selfmademan kam im Alter von 14 Jahren nach Güímar auf Teneriffa. Dort begann er auf dem Bau zu arbeiten, kaufte sich mit geliehenen 100.000 Peseten seine erste Baumaschine. Heute kann Ambrosio Jiménez als „König der Einkaufszentren“ auf den Kanaren bezeichnet werden. Er hat fünf auf Teneriffa gebaut, das erste war Alcampo in La Laguna Anfang der 90er-Jahre. 

Das Projekt des größten Einkaufszentrums von ganz Spanien mit über 60.000 Quadratmetern im Gebiet von Las Torres in Adeje sollte die Krönung seines Erfolgs werden. Die von der Gemeinde Adeje erteilte Baugenehmigung wurde jedoch auf gerichtliche Anordnung zurückgezogen, und das Projekt ist gestoppt. 

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.