Rückblick: Ausgabe vom 21. April 1989


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Die wichtigste Nachricht vor 30 Jahren

Eine der größten Protestkundgebungen, die jemals auf Teneriffa stattgefunden haben, zog vor 30 Jahren durch die Straßen von Santa Cruz. Die Frage, an der sich der Protest der Bürger von Teneriffa entzündet hatte, war in diesem Fall keine politische, vielmehr ging es um eine Universität für Las Palmas. Dort gab es damals eine Polytechnische Hochschule als Ergänzung der Universität von La Laguna auf Teneriffa. Die war bereits 1701 als Zentrum für höhere Studien ins Leben gerufen worden und ist seit 1913 als die Universität der Kanarischen Inseln anerkannt. Schon seit Jahren hatten die Bürger von Gran Canaria immer wieder eine eigene „Voll-Universität“ verlangt, und da viele einflussreiche Mitglieder der kanarischen Regierung von der Nachbarinsel stammten, schienen diese Forderungen auf Gegenliebe zu stoßen. Allerdings zum Missfallen der Menschen auf Teneriffa, die befürchteten, ihre Universität würde durch die Kürzung von Mitteln ins Hintertreffen geraten und an Bedeutung verlieren. Die Polemik, mit Kundgebungen auf beiden Inseln, schaukelte sich immer weiter hoch, sodass die Regionalregierung schließlich daran zu scheitern drohte.

In unserer Ausgabe vom 21. April 1989 berichteten wir über den verbissenen Kampf der Bürger von Teneriffa gegen eine zweite Universität in Las Palmas, für den Zigtausende auf die Straße gegangen waren, um die Mittel aus Madrid für ihre Uni in La Laguna zu sichern.

Die Nachricht: Die Universitätsfrage stürzt die kanarische Regierung in eine neue Krise

Wieder einmal ist die Bevölkerung Teneriffas auf die Straße gezogen, um dagegen zu protestieren, dass auf Gran Canaria eine Volluniversität eingerichtet werden soll. Diesmal scheint es jedoch ernster als beim ersten Mal, denn diesmal wackelt nicht nur die kanarische Regierungskoalition, sondern auch die Einheit der kanarischen Region.

Vor dem kanarischen Parlament soll ein neues Gesetz debattiert werden, das ein neues Modell für die kanarischen Universitäten vorsieht. Es geht im Wesentlichen darum, die Lehrzentren von Gran Canaria unabhängig von La Laguna zu führen und die gesamte Hochschule zurVolluniversität auszubauen.

Gegen diese Pläne wehren sich die Einwohner Teneriffas mit ungewöhnlicher Vehemenz, die nicht recht verständlich ist, wenn man nicht weiß, dass der Streit zwischen den beiden Provinzen Generationen überdauert hat.

Eigentlich sind es reine Eifersüchteleien. Die Provinz Teneriffa klagt (zum Teil allerdings mit Recht) darüber, dass zahlreiche Politiker von Las Palmas stammen und ihr Interesse an der Heimatinsel überdeutlich kundtun und Gran Canaria Vorteile zuschanzen, während Teneriffa oftmals leer ausgeht.

Für Teneriffa ist die Universitätsfrage nun zum Prüfstein geworden, an dem die Politiker Farbe bekennen müssen: Sind sie wirklich für eine kanarische Region ohne Bevorzugungen, wie sie immer kundtun, oder sind sie für die Universität von Gran Canaria? Denn beides ist offenbar nicht miteinander vereinbar.

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