Während Präsident Rajoy abwiegelt, ist der Sektor in großer Sorge
Russlands Importverbot für Lebensmittel aus den USA, der Europäischen Union, Australien, Kanada und Norwegen wird allein in der EU der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie einen Schaden von geschätzten 5,3 Milliarden Euro zufügen.
Brüssel/Madrid – In Spanien sollen sich die durch das russische Embargo verursachten Mindereinnahmen auf etwa 337 Millionen Euro belaufen.
Die EU verfügt zwar über einen Ausgleichsfonds von 400 Millionen Euro, doch sollte dieser kaum ausreichen, um die zu erwartenden finanziellen Schäden im europäischen Primärsektor auch nur teilweise auszugleichen. Aus diesem Grund zielt die EU auch weniger auf einen Ausgleich als vielmehr auf das Ausweichen auf bisher unerschlossene Absatzmärkte ab.
Die Privatwirtschaft befürchtet darüber hinaus eine Verschärfung des Wettbewerbs und einen Preisverfall. Die Produzenten könnten aufgrund des Wegfalls der russischen Abnehmer in Panik geraten, ihre gesamten Waren auf den Markt werfen und die Preise ruinieren.
Unter den EU-Ländern ist Polen am stärksten vom russischen Embargo betroffen. Spanien steht erst an fünfter Stelle. Hier soll sich der Ausfall auf 337 Millionen Euro belaufen. Während Präsident Mariano Rajoy in diesem Problem „eine Herausforderung” für die Landwirtschaft und „einen Ansporn” zur Eroberung neuer Märkte sieht, befürchten auch die spanischen Produzenten eine Zunahme des Wettbewerbs und einen Preiskrieg. Während in Russland bestimmte Lebensmittel knapp werden und die Preise enorm steigen könnten, würde der europäische Markt überflutet und die Preise würden in den Keller gehen – mit vernichtenden Auswirkungen für den Sektor, der das Ausweichen auf andere Märkte für unrealistisch hält. Nur China könnte den Ausfall Russlands ausgleichen, doch erst im kommenden Jahr kann mit dem Export spanischer Lebensmittel nach Asien begonnen werden.
Die sozialistische Oppositionspartei PSOE vertritt dieselbe Meinung wie die Privatwirtschaft und forderte die Regierung auf, umgehend konkrete Maßnahmen zur Schadensbegrenzung zu überlegen und dem Abgeordnetenhaus vorzulegen.
Eine „Katastrophe”
Sofort nach Beschluss des Embargos folgten die ersten Konsequenzen für die spanischen Produzenten. Josep Presseguer, Eigentümer von Fruits de Ponent, verkaufte üblicherweise 25% seiner Ernte nach Russland. „Jede Woche verschickten wir 1,5 Millionen Kilogramm Obst,” so Presseguer. Gerade sei wieder eine Ladung auf den Weg gebracht worden, die jedoch kaum angekommen sein dürfte. Ein anderer landwirtschaftlicher Unternehmer erklärte, er habe vor Kurzem drei Lkw-Fahrer nach Russland geschickt, die an der Grenze gestoppt worden seien und sich jetzt auf dem Rückweg befänden. Was er nun mit der Ware anfangen solle, das wisse er nicht.
Problematisch ist für die Produzenten auch, dass Abnehmerländer wie Rumänien und Belgien ihre Ware nach Russland weiterverkaufen und nun auch die Bestellungen reduzieren könnten.
Ein Vertreter der Landwirte bezeichnete das Embargo bereits als „Katastrophe” für den Sektor.
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