Schlepper verdienten 160 Mio. Euro auf der Spanienroute

Ein Migrantenboot im Mittelmeer Foto: EFE

Ein Migrantenboot im Mittelmeer Foto: EFE

Die Änderung der Migrationswege Richtung Spanien war für die Mafias ein großes Geschäft

Madrid – Bei mehr Hindernissen, mehr Einnahmen. Die Europäische Grenzkontrolle hat dazu geführt, dass die Migranten immer mehr Schwierigkeiten haben, ihre Fahrt Richtung Europa anzutreten. Aber gleichzeitig bedeutet das für die „Menschenhändler“ ein besseres Gechäft. Nach einem Bericht der Europäischen Grenzagentur Frontex hat das Netz der Schlepper, das von Marokko und Algerien aus agierte und die Meerenge kreuzte, in den vergangenen drei Jahren 159 Millionen Euro eingenommen. Das „rentabelste“ Jahr war dabei 2018 als der „historische“ Rekord von 57.000 Ankünften über das Meer registriert und 105 Millionen Euro von den Schleppern umgesetzt wurden.
Die Mafias in Marokko konnten ab Mitte 2017 durch den Anstieg und den Druck der Immigration in Richtung Spanien ihre Geschäfte wieder ankurbeln. Bis dahin war Libyen das Ausgangsland für die illegale Migration aus Afrika Richtung Europa gewesen. Die libyschen Milizen kombinieren ihren bewaffneten Kampf mit dem Geschäft der Migrantentransporte über das Meer.
Mitte 2018 brachten die Politik der geschlossenen Häfen des italienischen Ex-Ministers Matteo Salvini und der Beschluss der Europäischen Union, die libyschen Milizen zu Küstenwachen auszubilden und zu finanzieren, ihre Früchte. Die möglichen Routen verringerten sich und führten in die westliche Flanke des Mittelmeers. Das bewirkte eine bedeutende Erhöhung der Einnahmen für die Schlepperbanden in Algerien und Marokko, ist dem letzten Jahresbericht von Frontex zu entnehmen. Konkret nimmt das Netz, das von Marokko aus agiert, das meiste Geld ein, denn von dort aus starten die Illegalen, die nach Spanien wollen. 2017 betrugen die eingenommenen Gelder 35 Millionen Euro, im folgenden Jahr 2018 stiegen die Einnahmen auf unglaubliche 105 Millionen Euro. 2019 ging die illegale Immigration dann bedeutend zurück.
Die Kalkulationen von Frontex beruhen auf den Tarifen, welche die Flüchtlinge bei ihrer Ankunft nennen, wenn sie ankommen und der Ansturm nicht zu groß ist, um sie zu befragen. Es handelt sich nach den Angaben von Frontex um eine Schätzung, denn die Art und Weise der „Dienstleistung“ kann erheblich variieren. Bei dem ausgehandelten Preis handelt es sich nicht nur um die einfache Überfahrt, er kann auch ein Flugticket, eine sichere Unterkunft und Verpflegung nach der Ankunft enthalten. Die Art des Transportmittels habe einen großen Einfluss auf den Preis, heißt es in dem Frontex-Bericht weiter. Je nachdem, ob es sich im ein Gummiboot, ein Wassermotorrad oder eine Zodiac handelt, können sich die Kosten erheblich verändern.
Doch auch der Abfahrtsort und die Nationalität des Migranten spielt eine Rolle. Marokkaner kennen die Vorgehensweise und benötigen oft keinen Vermittler, während die Menschen aus Subsahara-Afrika meist darauf angewiesen sind. Auch wenn es stets bestritten wird, auch das Bestechungsgeld, das an die Autoritäten gezahlt wird, schlägt sich im Preis nieder.

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