Die erkrankte Pflegerin zeigt günstige Laborwerte und ein „Verdachtsfall“ konnte entlassen werden
Nicht nur die Menschen in Spanien, auch diejenigen, die in der Regierung für das Gesundheitswesen Verantwortung tragen, können aufatmen. Teresa Romero, die erste Person, die sich außerhalb Afrikas mit dem Ebola-Virus infiziert hat, befindet sich auf dem Weg der Besserung.
Madrid – Die Nachricht, dass eine Krankenschwester an Ebola erkrankt ist, die an der Pflege von zwei Missionaren beteiligt war, welche von der spanischen Regierung aus Sierra Leone bzw. Liberia zurückgeführt worden waren, löste weltweit Aufsehen, ja Bestürzung aus. Immerhin hatte sich eine Person zum ersten Mal außerhalb Afrikas mit Ebola angesteckt.
Mit großem technischem und logistischem Aufwand hatte die spanische Regierung zunächst einen, und einige Zeit später auch den zweiten Geistlichen, die dort Krankenstationen geleitet hatten und an der Seuche erkrankt waren, nach Spanien ausfliegen lassen. In der Madrider Klinik Carlos III war eine Etage speziell für ihre Behandlung hergerichtet worden. Bedauerlicher Weise verstarben beide Missionare trotz aller ärztlichen Bemühungen. Doch kurze Zeit später ereignete sich ein Notfall, mit dem so niemand gerechnet hatte. Teresa Romero, eine der Pflegehelferinnen, die in der Spezialabteilung ihren Dienst getan hatte, war ebenfalls mit dem Virus infiziert.
Wie und auf welche Weise dies geschehen ist, konnte auch bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Allerdings hatte sie mit einer beachtlichen Zahl von Personen Kontakt gehabt und die Gesundheitsbehörden begannen hektisch damit, diese Personen zu isolieren. Angefangen bei ihrem Ehemann, den Ärzten und Schwestern, die mit ihr zusammen gearbeitet hatten bis hin zu den Angestellten des Friseursalons, in dem sie bedient worden war sowie der Besatzung des Krankenwagens, der sie in die Klinik gebracht hatte. In den nachfolgenden Tagen überschlugen sich die Medien förmlich mit Nachrichten über Schlampereien und Nachlässigkeiten im Zusammenhang mit diesem Fall. Öffentliche Proteste fanden statt, bei denen Tausende Menschen auf die Straße gingen, weil die Behörden angeordnet hatten, den Hund von Teresa sicherheitshalber einzuschläfern.
Einhellig verlangten nicht nur die Opposition, sondern auch Vertreter zahlreicher öffentlicher Einrichtungen die Ablösung von Gesundheitsministerin Ana Mato, die mit dem Krisenmanagement völlig überfordert war, aber auch die Madrider Gesundheitsbehörde war der Situation nicht gewachsen. Erst nach fünf Tagen entschied sich die Regierung Rajoy einzugreifen. Vize-Präsidentin Soraya Sáenz de Santamaría übernahm die Organisation der Maßnahmen persönlich und stellte eine Expertenkommission zusammen.
Jetzt ist allgemeines Aufatmen angesagt, denn Teresa Romero hat offenbar die Krise überstanden. „Wir haben zwei Analysen gemacht, die nur noch einen geringen Anteil an Viren erbrachten, der Wert liegt nahe an der negativen Grenze“, erklärte der Virologe Luis Enjuanes, ein Mitglied des Expertenteams. „Wenn auch die dritte Analyse negativ ausfällt, können wir Teresa als virenfrei betrachten.“ Die Vizepräsidentin freute sich ebenfalls über die beginnende Genesung der Krankenpflegerin.
Auch der Missionar, der vor mehr als einer Woche aus Liberia über Brüssel in Madrid eingereist war und die typischen Symptome wie Fieber und Schüttelfrost aufwies, konnte inzwischen die Klinik wieder verlassen, wo er negativ getestet worden war.
Auch bei vier weiteren Verdachtsfällen, darunter ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes, der in Nigeria gearbeitet hatte und nach Teneriffa zurückgekehrt war, wo er vorsorglich isoliert wurde, fielen die Tests negativ aus. Bei dem jungen Mann aus Los Realejos wurde ein Malaria-Anfall diagnostiziert.
„Die weiße Flut“ gegen schlechte Regierungsarbeit
Auch wenn die unmittelbare Gefahr im Zusammenhang mit Ebola gebannt scheint sind die Verantwortlichen in der Regierung längst nicht aus dem Schneider. In den Straßen von Madrid fand unter dem Titel „Marea Blanca“ – die weiße Flut – eine Protestkundgebung der Mitarbeiter des Gesundheitswesens statt. Hunderte weißgekleidete Menschen zogen von der Ärztekammer zum Gesundheitsministerium und es waren Sprechchöre wie „Ana Mato Rücktritt“ zu hören.
„Wenn sich ein Missionar infiziert, ist er ein Held, steckt sich eine Krankenschwester an, war sie unvorsichtig und unverantwortlich“, hieß es in einem Manifest, das verlesen wurde und das sich auf den Verantwortlichen der Madrider Gesundheitsbehörde, Javier Rodríguez, bezieht, der versucht hatte, Teresa Romero die Schuld in die Schuhe zu schieben. Ihr Ehemann hat erklärt, er werde mit allen Mitteln um den guten Ruf Teresas kämpfen.
Die spanische Staatsanwaltschaft hat inzwischen Untersuchungen eingeleitet, um festzustellen, wie und unter welchen Umständen sich die Pflegerin infiziert hat, und ob es sich um einen Arbeitsunfall handelt. Die Gewerkschaft will ihrerseits bei den EU-Behörden einen Antrag einbringen, damit für derartige Fälle spezielle grenzüberschreitende Vorschriften ausgearbeitet werden.
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