Madrid – Nach einer Mitte Juni von der Banco de España veröffentlichten Prognose, könnte die spanische Wirtschaft in diesem Jahr im schlimmsten Fall um bis zu 15,1 Prozent schrumpfen. Im besten Fall liegt die Prognose nach Angaben der spanischen Notenbank bei einem Minus von zwischen 9 und 11,6 Prozent. Das bedeutet im Klartext, dass die spanische Wirtschaft in nur einem Jahr einen derartig heftigen Einbruch erleben wird, wie es zuvor nur innerhalb von sechs Jahren während der globalen Finanzkrise geschehen war.
Auch die Aussichten auf Erholung stimmen nicht wirklich optimistisch. Zwar könne 2021 mit einer konjunkturellen Erholung gerechnet werden, allerdings werde diese in keinem Fall den Einbruch dieses Jahres wettmachen. Nach derzeitigem Stand wird demnach bestenfalls mit einem Wirtschaftswachstum von zwischen 7,7 und 9,1 Prozent gerechnet. Frühestens 2022 besteht nach Prognosen der Zentralbank die Aussicht, dass der Stand von vor Corona wieder erreicht werden könnte.
„Der Einbruch wird sehr schmerzhaft sein“, heißt es vonseiten der spanischen Währungshüter. „Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass wir nicht einmal 2022 den Stand von vor Beginn der Pandemie erreichen werden. Es wird lange dauern.“
Erschwerend kommt hinzu, dass die massiven Ausgaben zur Stützung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes die Staatsschuld im Verhältnis zum BIP in diesem Jahr vermutlich auf zwischen 114 und 119 Prozent steigen lassen wird. Im Vergleich dazu: 2019 lag die Staatsschuld bei damals besorgniserregenden, angesichts der Lage heute allerdings herbeigesehnten 95,5 Prozent.
Auch auf dem Arbeitsmarkt werden die Auswirkungen der Corona-Krise schwerwiegend sein, jedoch nach Prognosen der Banco de España nicht das Ausmaß erreichen, das die globale Finanzkrise in Spanien verursacht hatte. Im schlimmsten Fall der Basisszenarien der spanischen Währungshüter könnte die Arbeitslosenquote in diesem Jahr auf 19,6 Prozent und 2021 auf 18,8 Prozent ansteigen. Im besten Fall könnte 2020 mit einem Anstieg von 18,1 Prozent schließen und 2021 bei 18,4 Prozent liegen. Allerdings könnten, so heißt es weiter, aufgrund der Kurzarbeit und der sonsti- gen befristeten Kündigungsprogramme, mit denen die Regierung versucht, die Auswirkungen der Krise abzubremsen, diesbezüglich derzeit noch keine wirklich sicheren Prognosen gemacht werden.
Sämtliche Szenarien wurden nach Angaben der Zentralbank in einem höchst unsicheren und „außergewöhnlich ungewissen“ Umfeld berechnet, sodass es schwer sei, wirklich stabile Prognosen formulieren zu können. Festzustehen scheint allerdings die Tatsache, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen in Spanien weit gravierender sein werden, als im Durchschnitt der restlichen Länder der Eurozone. Die Gründe dafür sieht die Banco de España unter anderem in der längeren und strengeren Ausgangssperre, der Abhängigkeit vom Tourismus-Sektor, des hohen Anteils von kleinen und mittleren Betrieben und der hohen Zeitarbeitsquote auf dem Arbeitsmarkt.