Standort für Riesenteleskop steht weiter in den Sternen


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IAC bemüht sich um Milliardenprojekt für La Palmas Sternwarte

Francisco Sánchez, Leiter des Astrophysikalischen Instituts der Kanaren (Insituto de Astrofísica de Canarias IAC), ist sich der großen Konkurrenz im Wettbewerb um den Stand­ort des neuen europäischen Riesenteleskops durchaus bewusst.

„Wir müssen realistisch sein, denn wir sprechen über eine Investition von mehr als einer Milliarde Euro und über 100 Millionen Euro jährliche Betriebskosten“, erklärte er. Daher sei es verständlich, dass die internationalen Interessen eine wichtige Rolle spielen. „Die endgültige Entscheidung wird die Europäische Südsternwarte ESO 2009 treffen“, erinnert Sánchez und fügt hinzu, dass die Entscheidungsträger einem enormen Druck von Chile ausgesetzt sind, das dieses riesige Forschungsprojekt unbedingt für sich haben will. Tatsächlich befinden sich in Chile schon andere Großteleskope der ESO – die vier mächtigen Teleskope des Very Large Telescope (VLT). Das „aranal Observatory“ in der chilenischen Atacamawüste gilt als weltgrößtes und umfangreichstes, erdgebundenes Observatorium. Die Atacamawüste ist durch geringe Bevölkerung, saubere Luft (der Berg Cerro Paranal ist 2260 m hoch) ein perfekter Standort für astronomische Untersuchungen.

Doch auch die Kanarischen Inseln spielen im Wettbewerb um den Standort des „European Extreemly Large Telescope“, kurz E-ELT, weiter ganz oben mit. Spanien bemüht sich seit dem Eintritt in die ESO darum, dass die Europäische Südsternwarte sich für La Palma entscheidet. Schon vor einem Jahr sagte der Vorsitzende der spanischen ESO-Abteilung, Xavier Barcons, der Nachrichtenagentur EFE, Spanien habe sich fest vorgenommen, den Roque de los Mu-cha­chos auf La Palma als Standort für das E-ELT durchzusetzen. Dass dies allerdings kein einfaches Unterfangen sein wird, ist klar und IAC-Direktor Sánchez bemüht sich, Enttäuschungen vorzubeugen.

Die Sternwarte auf dem 2.936 m hohen Roque de los Muchachos auf La Palma bietet sich dennoch als idealer Standort (nicht zuletzt durch die Nähe zum europäischen Festland) für das E-ELT an. Auch hier finden Astronomen saubere Luft und eine geringe Lichtverschmutzung.

Wie ein Riesenauge

Das E-ELT soll über einen Hauptspiegel von 42 Metern Durchmesser verfügen und ist damit nicht nur größer als das VLT, sondern stellt auch das berühmte Gran Telescopio de Canarias, kurz GTC, auf dem Roque de los Muchachos mit seinem 10,4 Meter-Hauptspiegel in den Schatten. Mitte Dezember 2006 hatte die ESO allein für die Sicherstellung der technischen Machbarkeit 57 Millionen Euro bewilligt. Die Gesamtkosten für den Bau des E-ELT werden auf rund eine Milliarde Euro geschätzt. Das Riesenteleskop soll schon 2017 ins All blicken.

Das European Extremely Large Telescope stellt einen technologischen Zwischen­schritt zu dem ebenfalls geplanten Overwhelmingly Large Telescope (OWL) mit einem 100 Meter großen Hauptspiegel und dem Euro50 mit einem 50 Meter großen Hauptspiegel dar. Der Zwischen­schritt ergab sich aus der Erkenntnis, dass ein Spiegelteleskop mit einem rund 100 Meter großen Hauptspiegel technologisch innerhalb der nächs­ten zehn Jahre nicht realisierbar erscheint.

Das Extremely Large Telescope muss sich jedoch weder hinter geplanten Großteleskopen wie dem Overwhelmingly Large Telescope (OWL) und dem Large Synoptic Survey Telescope (LSST) noch den bisher existierenden Teleskopen verstecken: Es wird mit einem Spiegeldurchmesser von rund 42 Metern das größte Teleskop der Welt sein.

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