Die Kinobetreiber führen an, sie hätten seinerzeit die Erhöhung der Mehrwertsteuer selbst getragen
Madrid – Im Rahmen der Finanzkrise hatte die spanische Regierung im Jahr 2012 die für jegliche Veranstaltungen und damit auch für Kinos abzuführende Mehrwertsteuer auf 21% erhöht und damit für viel Polemik gesorgt. Im Juli wurde die IVA nun von der neuen Regierung wieder auf 10% gesenkt. Man könnte meinen, dass sich der Kinobesuch damit erheblich verbilligt habe, doch laut der Verbraucherorganisation Facua scheint die Steuersenkung nicht beim Kunden anzukommen.
Facua hat 102 Kinos in 45 Städten unter die Lupe genommen und festgestellt, dass zwei Drittel die Preise zumindest nicht vollständig an die Steuersenkung angepasst haben. Die Verbraucherschützer haben den Bericht dem Kartellamt übergeben und eine offizielle Untersuchung angeregt.
Laut der Studie sollen 33 der 102 untersuchten Kinos die Steuersenkung voll umgesetzt und einige davon den Eintritt sogar darüber hinaus verbilligt haben. 36 Filmtheater dagegen verlangen die gleichen Preise wie noch im Januar, davon vier sogar noch darüber hinaus, weitere 33 haben die Preise gesenkt, wenn auch nicht der Steuersenkung entsprechend. Aus diesem Grund behauptet Facua, dass die Kinos „die Senkung, die sie seit 2012 fordern, zur Erhöhung ihrer Gewinnmarge genutzt haben, statt diese komplett an die Zuschauer weiterzugeben“.
Kultusminister José Guirao erklärte: „Ich glaube, die Kinos verspielen ihre Glaubwürdigkeit, wenn sie an der Kasse nicht die Senkung der Mehrwertsteuer von 21 auf 10 Prozent umsetzen.“ Sollten die Kinos an dieser Strategie festhalten, werde er in Erwägung ziehen, die Mehrwertsteuersenkung wieder rückgängig zu machen, mahnte der Minister.
Laut Facua kostete in den ersten Monaten dieses Jahres der Kinoeintritt am Wochenende und an den Feiertagen durchschnittlich 7,55 Euro. Aktuell soll der Durchschnittspreis bei 7,12 Euro liegen. Hätten alle Kinos die Mehrwertsteuersenkung voll umgesetzt, müsste dieser jedoch auf 6,86 Euro gesunken sein, so die Verbraucherschützer.
Die Daten des Kino-Verbandes FECE weichen von den Daten Facuas ab. Laut FECE lag der durchschnittliche Kinoeintrittspreis im Juni bei 6,22 Euro, im Juli, dem ersten Monat nach der Steuersenkung, bei 5,82 Euro.
FECE gab an, die Kinos hätten in den ersten Jahren der Mehrwertsteuererhöhung diese selbst getragen und sogar die Preise um durchschnittlich 8,5% gesenkt. 2012 habe es noch 833 Kinos gegeben, seitdem hätten mehr als hundert schließen müssen.
Die Vertreter der Kinobetreiber führen an, sie hätten schon genug gelitten, und die Senkung der Mehrwertsteuer sollte ihnen zugutekommen, um „die Wunden zu heilen“.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]