Täglich zwei Hektar Küste zugebaut


© Greenpeace/Pedro Armestre

Greenpeace-Bericht „Destrucción a Toda Costa 2013“

Wie jeden Sommer seit mehr als 13 Jahren hat Greenpeace Spanien dieser Tage seinen Küstenbericht präsentiert. Der Titel „Destrucción a Toda Costa 2013“ spielt mit der Doppelbedeutung des Wortes „costa“, das sowohl mit Küste als auch mit Kosten übersetzt werden kann, und bedeutet „Zerstörung um jeden Preis“, kann jedoch auch mit „Zerstörung der gesamten Küste“ assoziiert werden.

Madrid – Während der letzten beiden Jahrzehnte gingen laut Analyse der Umweltaktivisten an Spaniens Küsten jeden Tag durchschnittlich zwei Hektar der natürlichen Uferlandschaft durch Bebauung verloren. Von 1987 bis 2005, in den Jahren der wuchernden Immobilienblase, entstand landesweit nahezu ein Viertel (23%) der vorhandenen Bebauung. Von 58.000 Hektar im Jahr 1987 wuchs sie auf 72.000 Hektar im Jahr 2005 an.

Für die aktuell vorliegende Analyse nutzte Greenpeace Daten aus dem europäischen Projekt „Corine Land Cover“, die auf dem Vergleich von Satellitenaufnahmen aus den Jahren 1987, 2000 und 2005 beruhen. Aufgeschlüsselt nach Gemeindegebieten wurde die urbanistische Entwicklung an der gesamten spanischen Küste, auf einem Streifen von 500 Metern Breite, bewertet.

Die Top Ten der Bausünden

Nach der Größe der versiegelten Fläche und der Geschwindigkeit des Flächenverbrauchs hat Greenpeace eine Top-Ten-Liste der Zerstörung aufgestellt, die von Calpe in Alicante mit 70% bebauter Fläche angeführt wird. Es folgen Calvià auf Mallorca mit 63% und Chiclana de la Frontera bei Cádiz, das jedes Jahr 2% seiner verbleibenden Küstenlandschaft zubaut. Auf Platz acht dieser Riege der Negativrekorde befindet sich auch eine kanarische Gemeinde. Es handelt sich um San Bartolomé de Tirajana auf Gran Canaria, das einen Anteil von 41% Bebauung in seinen Ufergebieten aufweist.

Am anderen Ende der Skala finden sich als Spitzenreiter unter den Gemeinden, die am meisten von ihrer natürlichen Küstenlandschaft erhalten konnten, die Orte Fuencaliente auf La Palma, Vallehermoso auf La Gomera und Villaviciosa in Asturien.

Von den autonomen Regionen ist Valencia diejenige mit der dichtesten Küstenbebauung, hier sind 51% des 500 Meter breiten Küstenstreifens betroffen. Asturien steht, nicht zuletzt wegen seiner unwegsamen Landschaft mit vielen Steilküsten, mit nur 9% am besten da. Insgesamt ist die Mittelmeerküste, wie zu erwarten, mit 43% dichter bebaut als die Nordatlantikküste mit 16%. Die Ufergebiete der Balearen und der Kanarischen Inseln  weisen die stärkste Zuwachsrate auf. Sie beträgt hier 37% und 36%.

Gemessen in Hektar finden sich die verheerendsten Zerstörungen an der andalusischen Küste (14.065 Hektar) und auf den Kanaren (10.931 Hektar).

Aufruf zum Handeln

Greenpeace schlägt sechs Maßnahmen für eine nachhaltige Nutzung der Küsten vor. Als die wichtigste sehen die Umweltschützer ein klares Nein zum neuen Küstengesetz an. Darüber hinaus fordern sie einen Baustopp, wirksame Schutzmaßnahmen, die Einbindung der Bevölkerung in den Küstenschutz, eine „grüne“ Besteuerung und keinerlei Gebäude in Gebieten mit Überschwemmungsrisiko.

Das Platzen der Immobilienblase im Jahre 2008 hat sich günstig auf die Entwicklung der Küsten ausgewirkt, doch zahlreiche Grundstücke, die, obwohl unbebaut, immer noch als Bauerwartungsland ausgewiesen sind, bereiten Greenpeace Sorge, öffnen sie doch einer weiteren Zerstörung der noch verbliebenen natürlichen Küstengebiete Tür und Tor.

Würde im selben Tempo weitergebaut wie in den Jahren zwischen 1987 und 2005, so rechnet die Umweltorganisation vor, wäre schon in 124 Jahren kein einziger Meter der spanischen Küste mehr unbebaut.

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