Teneriffas Cabildo geht das Stauproblem auf der Nordautobahn an


© Moisés Pérez

Im März wird mit der Neuordnung der Ausfahrten begonnen

Seit vielen Jahren wird die morgendliche Fahrt zur Arbeit für die Pendler Richtung Santa Cruz zur Geduldsprobe. Meistens schon ab La Matanza staut sich der Verkehr, auf Höhe von La Laguna und der Ausfahrt zur Verbindungsautobahn TF-2 kommt es häufig fast zum Kollaps. Laut einer Studie benötigen die Pendler wegen der kilometerlangen Schlangen dreimal so lange zu ihrem Ziel. Nun hat die Inselregierung erste konkrete Maßnahmen angekündigt, um die Verkehrsstauung etwas zu lockern.

Weniger Ausfahrten

Laut José Luis Delgado, zuständiger Ressortchef des Cabildos, beruhen die Verkehrsstaus zu den Stoßzeiten darauf, dass seinerzeit die Empfehlung missachtet worden sei, zwischen den Autobahnausfahrten einen Abstand von mindestens 1,6 km zu legen. Zwischen Guamasa und dem Universitätskrankenhaus gäbe es jedoch Ausfahrten, die teilweise nur 400 m voneinander getrennt seien. Gegenüber einer Tageszeitung erklärte der Hauptverantwortliche für Teneriffas Straßennetz, die Inselregierung werde in Kürze die Neuordnung der Ausfahrten, sprich die Erweiterung oder Abschaffung, und die Anlegung einer Bus-Spur im besonders stark betroffenen Abschnitt in Auftrag geben. Die ab März vorgesehenen Arbeiten werden sich auf die Ausfahrt zur Verbindungsautobahn TF-2, die vorverlegt und vergrößert werden soll, sowie die Ausfahrten von Los Rodeos, Guamasa, San Benito, Lora y Tamayo und Las Chumberas konzentrieren. Hierfür hat das Cabildo 800.000 Euro im diesjährigen Haushalt vorgesehen.

Unterrichtsbeginn verschieben

Auf der Suche nach einer Lösung unterbreitete Inselpräsident Carlos Alonso den Vorschlag, dass die Universität La Laguna und nahe der Autobahn gelegene Schulen ihren Unterrichtsbeginn um eine halbe Stunde verschieben. Die Erfahrung habe gezeigt, dass ein Teil des Problems auf die Uhrzeiten der Bildungseinrichtungen zurückzuführen seien, denn während der Ferien falle die Verkehrsstauung merklich geringer aus, so Alonso. Nach der in Kürze anstehenden Wahl des Rektors wolle er dem Universitätsleiter die Änderung der Unterrichtszeiten zumindest einiger Fakultäten antragen.

Protest-Hupen

Viele Pendler, die sich täglich über die Nordautobahn quälen, sind des Staus überdrüssig und wollen nicht mehr das morgendliche Stop and Go klaglos hinnehmen. Eine entsprechende Facebookseite erlebt enormen Zuspruch. Mittlerweile findet jeden Montag eine Protestaktion statt; immer um 7.00 Uhr drücken diejenigen, die wieder einmal im Stau feststecken, für zwei Minuten ununterbrochen auf die Hupe. Man will sich endlich bei den verantwortlichen Politikern Gehör verschaffen.

Lösungsvorschläge

Wohl auch angesichts der bevortehenden Wahlen meldeten sich auf einmal diverse Politiker jeglicher Couleur zu Wort, um zur Lösung des Stauproblems beizutragen.

Benito Codina, Kandidat der Partei Centro Canario Nacionalista (CCN) für das Amt des Cabildo-Leiters präsentierte gleich einen Zehn-Punkte-Plan und schlug neben der Neuordnung der Ausfahrten und der Einrichtung einer Bus-Spur unter anderem die umgehende Fertigstellung des Schnellstraßenringes, flexiblere Arbeitszeiten für die in Santa Cruz tätigen Beamten, einen Abzug einiger Behörden aus Santa Cruz und die Förderung außerhalb gelegener Industriegebiete vor.

Alternativa Nacionalista Canaria (ANC) trug an die Inselregierung die Entwicklung einer App heran, die Pendler miteinander in Kontakt bringen sollte, um Fahrgemeinschaften zu bilden. ANC bezeichnete ihre Idee als „günstige, unmittelbare und umweltfreundliche Lösung“. Parteisprecher Santiago Hernández bezeichnete es als unmenschlich, dass täglich Tausende Personen auf ihrem Weg zur Arbeit bis zu zwei Stunden im Stau stecken müssten. Nur in zwei von zehn Autos würden mehr als zwei Personen reisen, das Potenzial für Fahrgemeinschaften sei also noch lange nicht ausgeschöpft und eine App eine ausgezeichnete Möglichkeit, Interessierte zusammenzubringen.

Javier Abreu, Generalsekretär der Partido Socialista Obrero Español (PSOE) in La Laguna, kritisierte die Pläne des Cabildos, bis zu sieben der zehn im Gemeindegebiet von La Laguna gelegenen Ausfahrten abzuschaffen. Laut Abreu würden die jetzt schon überlasteten Ausfahrten von Padre Anchieta und zur Verbindungsautobahn bzw. Alcampo voll­ends kollabieren. Stattdessen erinnerte Abreu daran, dass bei Vollendung des Schnellstraßenringes die Bewohner des Inselnordens auf die neue Verbindung mit dem Inselsüden ausweichen würden. Darüber hinaus sprach er sich für die Wiederaufnahme der Arbeiten an der „Vía Exterior“ – einer neuen Verbindung zwischen Nord- und Südautobahn, abzweigend vom Flughafen Los Rodeos – aus.

Ein Teilstück zwischen der Carretera General del Sur und Añaza war 2011 eröffnet worden, doch die zur Fertigstellung der 14,5 km langen Autobahnverbindung erforderlichen 309 Millionen Euro konnten nicht aufgebracht werden.

Auch die teilweise Erweiterung der Nordautobahn um eine dritte Fahrspur ist nach wie vor im Gespräch, wird jedoch aus diversen Gründen immer wieder verworfen.

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