Umweltpolizistin in Bedrängnis


Polizisten des Seprona fotografierten die illegale Jagdgesellschaft, die sie 2015 auf Alegranza antrafen. Foto: Guardia Civil

Gloria Moreno zeigte einflussreiche Wilderer des geschützten Sturmtauchers an und sieht sich nun mehreren fadenscheinigen Disziplinarverfahren ausgesetzt

Kanarische Inseln – Die Jagd nach der Pardela Cenicienta, dem Gelbschnabel-Sturmtaucher, hat auf Lanzarote eine lange Tradition, die sich ihre Anhänger nicht verbieten lassen wollen. Mit dem Boot fahren sie hinaus zum Chinijo-Archipel nördlich von Lanzarote, der aus den Inselchen La Graciosa, Alegranza, Montaña Clara, Roque del Este und Roque del Oeste besteht. Dort fängt die Jagdgesellschaft die Sturmtaucher, die fast ihr gesamtes Leben im Fluge verbringen und sich nur für die Aufzucht ihrer Jungen kurzzeitig auf diesen Inseln niederlassen, und brät und verspeist die Tiere gleich vor Ort.

Mittlerweile wurde der Archipel zum Natur- und Meeresschutzgebiet erklärt, und auch die Pardela Cenicienta ist als bedrohte Tierart geschützt, doch scheint dieser Schutz nicht zu greifen.

1996 quittierten vier Wildhüter, die mit dem Schutz des Archipels betraut waren, geschlossen den Dienst, weil sie genug davon hatten, wie von offizieller Seite gegenüber der Wilderei stets beide Augen zugedrückt wurden. Kurz zuvor war kein Geringerer als der Unweltbeauftragte der Inselregierung, Higinio Hernández, beim Zubereiten eines gewilderten Sturmtauchers erwischt und angezeigt worden – es war nicht das erste Mal.

Bis heute hat sich an dieser Situation nichts geändert. Auch heute noch werden die Wilderer von höchster Stelle geschützt, und die Wildhüter, die sich bemühen, ihrem Auftrag gerecht zu werden, haben das Nachsehen. So wie die 38-jährige Gloria Moreno, Oberwachtmeisterin des Seprona, einer Umwelteinheit der Guardia Civil, die sich, nachdem sie im September 2015 einen solchen „Jagdausflug“ zur Anzeige brach­te, im Filz der Inselfunktionäre verfangen hat.

Moreno stammt aus Segovia und war erst ein Jahr auf Lanzarote stationiert, als sie, gemeinsam mit zwei Kollegen, 19 Männer, bekannte Mitglieder der kanarischen Gesellschaft, auf Alegranza dabei überraschte, wie sie Sturmtaucher fingen und brieten. Moreno ging kurz danach in den Mutterschaftsurlaub, doch seit sie wieder im Dienst ist, hagelt es Sanktionen. Fünf Disziplinarverfahren haben ihre Vorgesetzten in neun Monaten gegen sie eröffnet, mit fadenscheinigen Begründungen: U.a. weil sie Anzeigen wegen Tierquälerei, die schon ein Jahr lang in der Schublade lagen, bearbeitet hat. Nun ist sie suspendiert, doch ihre Anwältin ist zuversichtlich, dass die Anschul- digungen gegen sie nicht standhalten werden. Moreno kämpft nicht auf verlorenem Posten, denn auf change.org wurden bereits über 130.000 Unterschriften für sie gesammelt, und der Abgeordnete Manuel Marrero von Podemos hat bezüglich des Falles eine Anfrage im kanarischen Parlament gestellt.

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