Wasserreserven werden knapp


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Teneriffas Cabildo will Meerwasserentsalzung verstärken und ruft die Bevölkerung zur Sparsamkeit auf

Spanien leidet unter dem trockensten Winter seit Menschengedenken. Die Situation ist nach Angaben der Meteorologen alarmierend, denn auch der Winter 2010 war nicht besonders niederschlagsreich. Auch auf den Kanaren hält die Trockenheit an. Die Leiterin des staatlichen Wetteramtes AEMET auf den Inseln bezeichnete die Lage als „kritisch“ und die Kanarischen Inseln als eines der trockensten Gebiete. Zwischen November und Ende Januar habe es nirgendwo sonst in Spanien so wenig geregnet. Und auch der Februar brachte nicht den ersehnten Regen.

Madrid – Die Temperaturen waren im vergangenen Monat im ganzen Land sehr niedrig – das Wetteramt spricht von einem „extrem kalten Februar“. Es wurden die niedrigsten Temperaturen seit 1956 gemessen. Gleichzeitig hielt die Trockenheit an. Die Niederschlagsmenge lag unter 30Prozent des Normalwertes, meldete das Wetteramt. Auf den Kanaren liegt das Regendefizit bereits bei 80Prozent.

Das Cabildo von Teneriffa will angesichts der schwindenden Wasserreserven Maßnahmen einleiten und die Meerwasserentsalzung verstärken.

Der ausbleibende Regen ist derzeit in aller Munde. Das Thema gewinnt zunehmend an Bedeutung, da auch im Februar kein Tropfen fiel. Nach Auskunft des staatlichen Wetterdienstes AEMET zählt der Februar 2012 zu den niederschlagsärmsten der letzten fünfzig Jahre. Auf Gran Canaria ist es sogar 64 Jahre her, dass die Regenmesser eine so geringe Wassermenge anzeigten. Die Leiterin des AEMET auf den Inseln, Irene Sanz, bezeichnete die Lage als „kritisch“ und sprach von den Kanarischen Inseln als einem der trockensten Gebiete Spaniens. In den letzten drei Monaten habe es nirgendwo sonst in Spanien so wenig geregnet.

Staubecken nur zu einem Viertel gefüllt

Wie das Cabildo-Unternehmen Balten, das die Staubecken auf Teneriffa verwaltet, mitteilte, sind die Wasserreservoirs der Insel derzeit nur zu etwa einem Viertel gefüllt, während sie zu dieser Jahreszeit im Normalfall einen Wasserstand von mindestens drei Viertel oder mehr aufweisen müssten.

Die geringe Niederschlagsmenge hat auch die Grundwasserreserven schrumpfen lassen. Die Inselregierung reagiert mit Besorgnis. Cabildo-Sprecherin Cristina Valido ließ wissen, dass über Rationierungsmaßnahmen nachgedacht werden müsse, sollte es in der nächsten Zeit nicht kräftig regnen. Auch wird zur Deckung des Wasserbedarfs während der kommenden Monate der verstärkte Einsatz der Entsalzungsanlagen in Erwägung gezogen. In Santa Cruz soll die Entsalzungsanlage in den nächsten Monaten bis zu 4.000 Kubikmeter mehr pro Tag aufbereiten.

Lage im Norden dramatischer als im Süden

Man sollte meinen, dass die Staubecken im grünen Norden Teneriffas einen höheren Wasserstand aufweisen sollten als die im kargen Süden. Doch tatsächlich ist die Lage genau umgekehrt: Während im Süden der Wasserstand derzeit bei etwa 36% der Gesamtkapazität liegt, erreicht er in den Becken im Norden nur 23%. Dies kommt laut Escolástico Aguiar, Geschäftsführer von Balten, dadurch, dass die Becken im Süden aus den Kläranlagen gespeist werden. Geklärte Abwässer aus den Gebieten Santa Cruz-La Laguna und Adeje-Arona kommen hier der Landwirtschaft zugute. Dafür sei in diesem Inselgebiet der wachsende Wasserverbrauch ein Problem, gab er zu bedenken.

Angesichts dieser beunruhigenden Lage teilte der Leiter des Landwirtschaftsamtes der Insel, José Joaquín Bethencourt, mit, dass umgehend verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um das Problem mit Blick auf die Sommermonate zu lösen. Ausgehend davon, dass auch im März keine großen Niederschlagsmengen erwartet werden, müsse jetzt Wasser „gekauft“ werden und aus Reservequellen wie Stollen und Grundwasserreservoirs entnommen werden, die ansonsten nur im Sommer angezapft werden.

Aufruf zur Rationalisierung

Am 2. März informierten der Wasserwirtschaftsbeauftragte im Cabildo, Jesús Morales, und José Joaquín Bethencourt in einer Pressekonferenz über den Stand der Dinge. Sie wiesen darauf hin, dass 84% des Wassers auf der Insel aus Stollen und Grundwasserreservoirs gewonnen werden und nur 10% aus den Entsalzungsanlagen kommt. Die 21 Wasserbecken auf Teneriffa haben gemeinsam ein Fassungsvermögen von 5.006.787 Kubikmetern, erklärte Bethencourt, bis Februar hatten sich darin aber nur 1.237.645 Kubikmeter gesammelt.

Auch wenn in den nächsten Monaten nicht mit der Anordnung von Einschränkungen des Wasserverbrauchs gerechnet werden müsse, sei eine Rationalisierung doch angebracht, so Bethencourt und Morales. Zwar seien die Grundwasserreserven kurz- und mittelfristig ausreichend, Privathaushalte und öffentliche Einrichtungen sollten jedoch über Möglichkeiten zur Reduzierung des Verbrauchs nachdenken.

Aus dem vom Cabildo vorgelegten hydrologischen Bericht geht außerdem hervor, dass es auf der Insel regenreiche und niederschlagsarme Jahre immer gegeben hat. 1994 und 1998 waren beispielsweise sehr trocken, während 2002 und 2010 sehr regenreiche Jahre waren, durch die die Grundwasserreserven aufgefüllt wurden.

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