Weißbier und Blasmusik unter Palmen


Das Oktoberfest feiert sein  50. Jubiläum – und hält einige Überraschungen bereit

VON KARIN KÖSTER

PUERTO DE LA CRUZ Wenn die Tuba erklingt und der Duft nach gegrillten Würsten durch die Gassen zieht, ist es wieder so weit: Das Oktoberfest lädt Einheimische, Urlauber und Residenten zum fröhlichen Schunkeln ein.  Vom 27. August bis zum 3. September dreht sich alles um zünftige Musik, Geselligkeit, deftige Speisen und natürlich um süffiges Bier. In diesem Jahr feiert das beliebte Volksfest sein 50-jähriges Jubiläum. Gemeinsam mit Ulrike Schmidt und Elizabeth Pérez Luis vom Centro Iniciativas Turisticas (CIT) Puerto de la Cruz wirft das WOCHENBLATT einen Blick zurück zu den Anfängen – und nach vorn auf das bevorstehende Jubiläumsfest. 

Die Anfangsjahre

Im Jahre 1973 kam Eduardo Lobenstein, Direktor des Hotels „Los Principes“ und Vorstandsmitglied des CIT Puerto de la Cruz, zusammen mit José Pérez und anderen Mitgliedern des Vorstands auf eine originelle Idee. Er wollte gerne die deutsche und die spanische  Kultur zusammenbringen – und veranstaltete kurzerhand in seiner kanarischen Wahlheimatstadt ein bayrisches Oktoberfest. Er lud eine bayrische Musikkapelle vom „Original“- Oktoberfestes aus Bayern ein, damit war die Party-Stimmung garantiert. Die Kapelle kam mit rund 20 Musikern – viele Jahre lang waren es die „Egerländer“ – und weil die Musiker ja rechtzeitig zurück in München sein mussten, fand das außergewöhnliche Event in Puerto de la Cruz stets am letzten Wochenende im August statt. 

„In den Anfangsjahren wurde das Oktoberfest im Parque San Francisco gefeiert“, erinnert sich Ulrike Schmidt, die seit 44 Jahren auf der Insel lebt und jedes Jahr beim Oktoberfest dabei ist. „Das Gebäude befand sich mitten in der Altstadt und diente mit Podium, Tischen und erhöhten Sitzreihen als Auditorium.“ Dort fanden damals auch andere größere Veranstaltungen wie die Wahl der Karnevalskönigin statt. Die Oktoberfest-Gäste zahlten Eintritt, Einheimische und Touristen feierten als geschlossene Gesellschaft. Etwa eine Woche lang fanden kleine Konzerte an verschiedenen Plätzen statt, Höhepunkt und Abschluss war das große Oktoberfest, das einen Tag lang dauerte.

Erlöse werden gespendet

Das CIT war all die Jahre mit der Organisation des Oktoberfests betraut. Mit-Veranstalter war anfangs das Rote Kreuz, der Gewinn aus dem Oktoberfest wurde für soziale Zwecke eingesetzt. Zum Beispiel wurden damit Opfer von Waldbränden auf den Kanarischen Inseln und Opfer von Überschwemmungen in Deutschland unterstützt. Heute ist das Rote Kreuz nicht mehr im Organisations-Team, das CIT ist allein verantwortlich, und wenn nach Abzug der Kosten noch Geld übrigbleibt, wird es nach wie vor gespendet.

Im Laufe der Zeit wurde das Oktoberfest immer größer, und das Gebäude platzte allmählich aus allen Nähten. So fügte es sich, dass das beliebte Bierfest Anfang der 1990er-Jahre auf die neu gestaltete Plaza de Europa umsiedelte und zum Open-Air-Event wurde. Die Veranstaltung wurde modernisiert und weiterentwickelt. Doch nach wie vor zahlten die Gäste Eintritt und das Gelände war nicht frei zugänglich. 

Volksfest der Kulturen

„2016 bekam das Oktoberfest ein anderes Format und das Volumen veränderte sich total“, berichtet Elizabeth Pérez Luis. Die Veranstaltung begann schon am Freitagabend und dauerte drei Tage lang – ein verlängertes Wochenende. Das Gelände war nun offen zugänglich, der Eintritt war frei. Wo früher nur ein Würstchenverkäufer zu finden war, stehen nun Foodtrucks und Stände mit verschiedenen typisch bayrischen und lokalen Speisen. „Deutsche und einheimische Ess-Kultur soll sich mischen, das ist so gewollt“, erklärt Ulrike Schmidt. Starkoch Juan Carlos Clemente kümmert sich um die Planung und Koordination des kulinarischen Angebots. 

Seit 2018 gibt es auf dem Oktoberfest, dem ältesten Bierfest der kanarischen Inseln, auch Wein. Doch natürlich bleibt Bier das Lieblingsgetränk der Gäste. Ausgeschenkt wird das typische Weißbier, Paulaner Bier und in diesem Jahr werden auch erstmals Fässer mit dem Original-Oktoberfestbier angezapft. „Das gibt es bisher nirgends auf den Kanaren“, ist Ulrike Schmidt stolz, erstmals und exklusiv das typisch-süffige Bier anbieten zu können. Doch auch die einheimischen, lokalen Biere erfreuen sich großer Beliebtheit. Im vergangenen Jahr wurden beim Oktoberfest in Puerto de la Cruz mehr als 6000 einheimische Biere verkauft. Die ortsansässige Ranilla-Brauerei hat zum Jubiläum eine besondere Bier-Spezialproduktion angekündigt.

Umweltschutz im Blick

Die Veranstaltung wird von Sponsoren unterstützt, der Reiseveranstalter Schauinsland Reisen ist offizieller Hauptsponsor des Oktoberfests.  Der Finanzbedarf ist groß: Personal, Transporte, Polizei, Rettungsdienst, Versicherungen, Deko. Viele helfende und ehrenamtliche Hände sind nötig, um so ein großes Fest auf die Beine zu stellen. Im letzten Jahr waren rund 15.000 Besucher da. „Wir arbeiten seit Monaten an den Vorbereitungen“, sagt Ulrike Schmidt. Als Dankeschön werden Personen, die sich in besonderer Weise an der Durchführung des Festes verdient gemacht haben, am Festwochenende an einem speziellen Platz oberhalb der Plaza de Europa mit einer gastronomischen Besonderheit verwöhnt.

Umweltschutz ist ein wichtiges Anliegen der Veranstalter. „Der Müll wird getrennt und kompostiert, es gibt Recycling-Becher und überwiegend Kristall“, erläutert Elizabeth Pérez Luis. Im vergangenen Jahr wurde ein Pilotprojekt zur Umwandlung organischer Abfälle in kompostierbares Material mit Hilfe von Kompostierern vorangetrieben, die im Solidaritätsgarten der Stiftung José Luis Montesinos installiert wurden. „Wir arbeiten weiter in diesem Sinne und werden in diesem Jahr diese und andere Initiativen durchführen, die sich positiv auf unsere Umwelt auswirken werden“, ergänzt sie.

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