Wie über die Runden kommen?


Eine Million bedürftige Canarios

Vor Kurzem veröffentlichte die Gewerkschaft der Finanzbeamten (Gestha) eine Studie mit dem Titel „Abschied der Mittelschicht“, deren kalte Zahlen eine schockierende Realität widerspiegeln.

Allein auf den Kanarischen Inseln sind über eine Million Menschen bedürftig, sprich, ihnen ist es unmöglich, ihren Lebensunterhalt aus eigenen Mitteln oder mit Hilfe von Familienangehörigen bzw. Freunden zu bestreiten.

Wie die Finanzbeamten berichten, beträgt der Anteil der kanarischen Familien, deren Gesamteinkommen unter 12.000 Euro brutto jährlich liegt oder die über keinerlei Einkommen verfügen, bei 47%. Anders ausgedrückt: Die Hälfte der kanarischen Haushalte kommt nicht über die Runden. Gründe sind der Anstieg der Arbeitslosigkeit, die Senkung der Gehälter und die Kürzungen der Regionalregierung.

Aufgrund des zunehmenden sozialen Dramas im ganzen Land wies das Rote Kreuz jüngst in einer öffentlichen Mitteilung auf die vorliegende Hilfsbedürftigkeit und den Ernst der Lage hin. Es wurde um Spenden gebeten, damit die bedürftigen Familien mit Lebensmitteln und dem Nötigsten (Hygieneartikel, Putzmittel, Kinderkleidung, Schulmaterial etc.) versorgt werden können. Zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte von Cruz Roja Española rief die gemeinnützige Organisation öffentlich zu Geld- und Sachspenden auf, um die größte Not mildern zu können.

Die Mittelschicht immer ärmer, die Reichen immer reicher

In ihrem Bericht weisen die Finanzbeamten auch darauf hin, dass seit Beginn der Krise im Jahr 2007 die Einkünfte von Angestellten und Selbstständigen stetig gesunken sind, während die Großverdiener einen beträchtlichen Anteil ihres Kapitalvermögens in Investmentgesellschaften (z.B. Kapitalanlagegesellschaft mit variablem Grundkapital) investiert haben, um weniger Steuern zahlen zu müssen.

Gestha versichert, pro Jahr würde das Finanzamt wegen der geringen Besteuerung dieser Gesellschaften und anderer Steuersparmodelle für große Vermögen sowie der Weigerung der Reichen, ihr Kapital aus den Gesellschaften zu entnehmen, enorme Einbußen hinnehmen müssen.

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