Wiederholung des Schuljahres nur im Ausnahmefall

Die Lehrer werden die gesamten schulischen Leistungen von Schülern und Schülerinnen beurteilen und nur im Sonderfall eine Wiederholung empfehlen. Foto: PIXABAY

Die Lehrer werden die gesamten schulischen Leistungen von Schülern und Schülerinnen beurteilen und nur im Sonderfall eine Wiederholung empfehlen. Foto: PIXABAY

Andere pädagogische Maßnahmen werden für ratsamer gehalten

Madrid – Nach fast drei Monaten Schulferien hat das neue Schuljahr begonnen. Das „Sitzenbleiben“ war jahrelang die Maßnahme, die Generationen von Schülern akzeptieren mussten, wenn sie zwei wichtige Fächer nicht bestanden haben. Laut der letzten Pisa-Studie aus dem Jahr 2018 haben rund 29% der 15-Jährigen in Spanien mindestens einmal eine Klasse wiederholt, verglichen mit 11% im Durchschnitt der OECD-Länder.

Die NGO „Save the Children“ hat kürzlich einen Bericht über dieses Thema veröffentlicht. Demnach ist die Wiederholung von Klassenstufen eine ineffiziente pädagogische Maßnahme, und sie wird in den meisten OECD-Ländern schrittweise abgeschafft. Der Bericht erscheint zu einer Zeit, in der die Wiederholungsrate aufgrund der flexibleren Beurteilung während der Pandemie stark zurückgegangen ist. Auch zu einem Zeitpunkt, in dem die neue Bildungsreform es den Lehrern überlässt, den kontinuierlichen Lernfortschritt der Schüler zu beurteilen und ihn als ausschlaggebend für das Bestehen des Schuljahres macht. Schüler werden nur noch im Ausnahmefall eine Klasse wiederholen. Diese Vorgehensweise wird von vielen Lehrern und Familien nicht begrüßt. In der Gesellschaft herrscht die Meinung vor, dass es positiv ist, ein Jahr zu wiederholen, da es gut für die persönliche Entwicklung der Schüler ist. Es wird davon ausgegangen, dass Jahrgangwiederholungen den persönlichen Reifungsprozess fördern und die Lernmöglichkeiten der Schüler verbessern.

Keine positiven Auswirkungen

Dem Bericht von „Save the Children“ zufolge kann ein Bildungssystem mit einem niedrigen Anteil an Wiederholungen funktionieren. Als Beispiel werden Finnland, mit einer Wiederholungsrate von 3,6%, und das Vereinigte Königreich, mit einer Rate von 2,6%, genannt. Außerdem wird aufgezeigt, dass das Wiederholen sich weder positiv noch negativ auf die schulischen Leistungen auszuwirken scheint. Kurzfristig kann eine Wiederholung zwar motivierend sein, aber der Erfolg scheint nach fortschreitender Schulzeit zu verschwinden. Weiterhin wird festgestellt, dass eine positive Auswirkung auf die Leistung deutlicher ist, je früher die Schüler wiederholen. Das ist ein wichtiger ­Hinweis, da die Mehrheit der Schüler in der Sekundarstufe und nicht in der Grundschule eine Klasse wiederholten. Schließlich wird darauf hingewiesen, dass eine Wiederholung die ­Wahrscheinlichkeit erhöht, die Schule vorzeitigt und ohne ­Abschluss zu verlassen. Weiterhin wurde festgestellt, dass Schüler aus wohlhabenderen Familien, die in der Regel ein anregenderes akademisches Umfeld genießen, und mehr direkte Unterstützung von ihren Eltern bekommen, wie zum Beispiel privater Nachhilfeunterricht, weniger wiederholen als Schüler aus finanziell schwächeren Familien.

Sinnvolle Alternativen

Die Jahrgangwiederholungen kosten den Staat jährlich 1.441 Millionen Euro. Mit diesem Betrag könnten stattdessen 2,21 Mio. Schüler Nachhilfeunterricht erhalten. Das sind 47% der Schüler der Grund- und Sekundarstufe an öffentlichen und staatlich geförderten Schulen. Eine andere Alternative wäre, zusätzliche 44.700 Lehrkräfte einzustellen, um die Co-­Teaching-Formel auszuweiten, das heißt, zwei Lehrer, die gemeinsam in einer Klasse Unterricht geben. Eine dritte Alternative wäre, 42.200 Stellen für ­Beratungslehrer und Sozialarbeiter an den Schulen zu ­schaffen. Sie würden Schüler bei den Entscheidungen über ihre ­Weiterbildung leiten und die Betreuung der Schüler mit ­speziellen Anforderungen verbessern.

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