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Noemí Santana, Sozialministerin der kanarischen Regierung

Noemí Santana, Sozialministerin der kanarischen Regierung

Corona verstärkt die Armut auf den Kanaren

Die durch die Pandemie verschärfte Wirtschaftskrise wird schwere Probleme für die Kanaren nach sich ziehen, wenn die Urlauber aus Großbritannien, Deutschland und vom spanischen Festland nicht zurückkehren. Die Folgen sind bereits zu spüren.
Fast von einem Tag auf den anderen wurde der 56-jährige Juan mit zwei Kindern von 16 und 9 Jahren vom Transportarbeiter im Hafen von Las Palmas zum Bittsteller bei sozialen Einrichtungen und zum Teil einer Armutsstatistik, die Tag für Tag wächst. Eine große Gruppe von Personen lebt auf den Kanarischen Inseln bereits in Armut. In der achten autonomen Region Spaniens, was das Bruttoinlandsprodukt BIP betrifft und die drittgrößte Tourismusindustrie des Landes.
„Ich hatte immer eine Arbeit, doch alles hat sich jetzt geändert. Gleichgültig, wie viele Bewerbungen ich verschicke oder an Türen klopfe… jetzt schulde ich bereits seit vier Monaten die Miete“.
Juan gehört nun zu den 35% der kanarischen Bevölkerung, die bereits Ende 2019 eine Risikogruppe waren, und unter die Armutsgrenze und in die soziale Ausgrenzung zu fallen drohten, wie das Europäische Netz für den Kampf gegen die Armut EAPN in seiner letzten Studie festgestellt hatte. Darin lagen die Kanaren bereits zehn Punkte über dem nationalen Durchschnitt. Doch diese Daten sind längst nicht mehr aktuell. Wie die NGO Oxfam Intermón berichtet, ist der Prozentsatz nach der Ausgangssperre um zwei weitere Punkte gestiegen. Noemí Santana, die Ressortleiterin für Sozialangelegenheiten bei der kanarischen Regierung, räumte vor den Medien ein, dass die Situation besorgniserregend sei. Die Armut sei das alarmierendste Symptom der wirtschaftlichen Fehlentwicklung der Inseln. Die Kanaren hätten die Besonderheit, dass, wenn die Situation sich verschlechtert, die Konsequenzen hier wesentlich schwerwiegender sind als im restlichen Spanien, erklärte Gustavo Marrero, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität La Laguna. „Die wirtschaftliche Struktur ist fast völlig auf den Tourismus konzentriert, mit wesentlich geringerer Diversität als in anderen Regionen“.
Diese Abhängigkeit vom Tourismus sei die Ursache für die strukturelle Armut der Inseln. „Diese Sektoren haben keine hohe Produktivität, wenn man sie mit anderen vergleicht, wie beispielsweise den Technologiesektor“, erklärte der Wirtschaftsexperte. „Deshalb liegen die Löhne unter dem nationalen Durchschnitt, und die Gründe für die Armut haben sich sozusagen verewigt“. Die geringe Produktivität ist nicht so bedeutend, wenn die Wirtschaft läuft. Die Kanaren erlebten in der vergangenen Dekade sozusagen eine Explosion des Tourismusgeschäfts. 2010 kamen 10,4 Millionen Besucher auf die Inseln. Im folgenden Jahr waren es 12 Millionen. Der historische Rekord wurde 2017 mit 15,98 Millionen, also fast 16 Millionen, erreicht, nachdem von Jahr zu Jahr Steigerungen verzeichnet worden waren. 2018 und 2019 ging es dann bereits ganz langsam abwärts, doch die Zahlen lagen immer noch nahe der 15-Millionengrenze.
Die Arbeitslosigkeit hatte sich zwar mit dem Boom verringert, aber die Zahl der Arbeitslosen lag immer noch über dem nationalen Durchschnitt. Im ersten Halbjahr 2011 betrug die Arbeitslosigkeit 28,5%, sieben Punkte mehr als auf dem Festland (21,3%). Bis Ende 2019 ging sie auf 18,8% zurück, lag jedoch noch immer um fünf Punkte über dem nationalen Durchschnitt.
Dann kam die Pandemie, und die wichtigste Einnahmequelle der Kanaren stürzte in den Keller. Nach Angaben des Sektors sind lediglich 20% der Hotels geöffnet, und keines von ihnen ist mit mehr als 30% belegt, was lediglich 7% der Bettenkapazität entspricht. Die Übernachtungen ausländischer Urlauber verringerten sich im September um 91,8%, und die Arbeitslosenzahl ist mit 25% die höchste in Spanien. Mehr als 100.000 Personen befinden sich derzeit in Kurzarbeit, dem sogenannten ERTE.
Das Schlimmste steht uns noch bevor, wenn die Touristen nicht zurückkommen, davon sind hier viele Unternehmer überzeugt, und einige befürchten, dass die Zahl der Arbeitslosen auf bis zu 50% steigen könnte, und somit die Verarmung der Bevölkerung unaufhaltsam werde.
Damit wir arme Familien auch weiterhin unterstützen können, haben wir wieder großzügige Spenden von unseren Lesern erhalten:
Hans Paul Harste, Hermann Schädle, Stefan Schmidt, Helga Butow und Helmut Wilhelm Martin, haben Beträge auf unser Spendenkonto überwiesen. Dafür ein ganz dickes Dankeschön.

Spendenempfänger:

Hilfsstelle Sta. Luisa, La Laguna (10/19) € 1.000
Kinderabt. Clínica Candelaria (09/19) € 550
Servicio Social Adeje (12/09) € 2.500
Sozialer Speisesaal „Hijas de Caridad“, Santa Cruz de Tenerife (02/10, 05/10, 12/10, 07/11, 01/12, 12/12, 05/19) € 16.000
„Candelaria Solidaria“ (02/10) € 1.000
Kinder-Tageszentrum Padre Laraña, S/C de Tenerife (04/10, 11/10, 12/10, 04/11, 09/11, 01/12, 04/12, 12/12, 01/13, 03/13, 8/13, 01/14 , 03/14, 04/14, 12/14, 03/15, 07/15, 01/16, 2/17, 12/17, 01/19, 02/19, 12/19, 01/20, 03/20, 08/20, 11/20) € 41.547
Caritas Puerto de la Cruz (06/10, 08/10, 01/11, 10/11) € 3.000
Sozialer Speisesaal „San Pío X“, Santa Cruz de Tenerife (09/10, 01/13) € 4.500
Caritas Teneriffa (03/11, 9/15) € 3.500
Sozialer Speisesaal „Casa de Acogida María Blanca“, Puerto de la Cruz (8/11, 01/12, 9/12, 12/12, 03/13, 12/13, 2/14, 03/14, 01/20, 02/20, 05/20, 09/20) € 16.430
Caritas Los Cristianos (02/12) Euro 2.000
Sozialer Speisesaal „San Vicente de Paúl“, La Laguna (05/12, 12/12, 2/14, 6/15, 12/15, 2/16, 9/17, 12/17, 6/18, 3/19, 6/19, 03/20, 08/20) € 28.000
4 Hilfsstellen der Caritas, in und um Puerto: „Virgen de los Dolores“, „San Juan de Padua“, „La Candelaria“ und „Peña de Fran­cia“ (01/12, 09/12, 12/12, 3/13, 06/13, 12/13, 3/14, 06/14, 6/15, 01/ 16, 07/16, 08/16, 11/16, 4/17, 6/17, 12/17, 3/18, 6/18, 8/ 18, 12/18, 3/19, 4/19, 7/19, 10/19, 12/19, 3/20, 05/20, 08/20) €35.750
Kinder-Tageszentrum in La Vera (1/13, 8/13, 03/14, 04/14, 09/16, 6/17, 10/20) € 5.272,83
Caritas Los Potreros, Los Realejos (05/13, 9/13, 12/13, 10/14, 2/15) € 3.300
Caritas La Concepción, Los Realejos (10/14, 12/14, 11/15, 3/16, 7/16, 11/16, 12/16, 1/17, 3/17, 4/17, 4/17, 6/17, 10/17, 12/17, 01/19, 05/19, 11/19, 12/19, 01/20, 04/20, 05/20, 09/20) € 25.515
Caritas Gemeinde San Juan Bautista, La Orotava (mehrere Zahlungen 12/14) zus. € 3.775
Tagesstätte f. behinderte Kinder, CREVO, La Orotava (07/15, 01/16, 2/16, 12/16, 12/17, 1/18, 2/18, 12/18, 12/18, 01/19, 02/19, 11/19, 01/20) € 15.340
Hospital La Inmaculada, Puerto de la Cruz (12/15) Euro 2.000
Refugio Majorero, Fuertev. (02/16) € 250
Sozialer Speisesaal „Buena Estrella“, El Fraile, Arona (07/18) € 2.000
Baby-Bank, Puerto de la Cruz (02/19) € 500

Einladung zum Mitmachen
Die Idee ist ganz einfach: Sie spenden einen Einmalbetrag oder sagen zu, monatlich ein
Jahr lang, „Überwinterer“ vielleicht auch nur ein halbes Jahr lang, einen festen Betrag auf das Sonderkonto unserer Gemeinschaftsaktion „Aus Geben wächst Segen“ bei der Banco de Sabadell einzuzahlen. Der Bankdirektor Don Jordi Pastoret Aguilar führt dieses Konto für uns kos­tenlos.
Das Wochenblatt garantiert, dass jeder Cent von diesem Konto ohne Abzug Hilfsorganisationen auf Teneriffa zugute kommen wird. Von der Organisation, die Ihr Geld erhalten hat, bekommen Sie auf Wunsch eine Spendenbescheinigung. Als Vorbild für mögliche weitere Spender zur Nachahmung werden im Rahmen des „Spendenbarometers“ die Namen der Mitmachenden, sowie Höhe der Beträge in jeder Wochenblatt-Ausgabe veröffentlicht. Sie können sich dazu auch einen „Mitmachnamen“ ausdenken, unter dem Ihre Gabe genannt wird.

Spendenkonto
Bei der Banco Sabadell
In Spanien: 00810403340001185625
vom Ausland:
IBAN: ES1400810403340001185625
BIC: BSABESBBXX

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