Zentralbank liebäugelt mit Digitalwährung


Foto: Luis García (Zaqarbal)

Ein von der Banco de España ausgegebenes Kryptogeld könnte sich positiv auf die Geldpolitik auswirken

Madrid – Einer Studie der Spanischen Zentralbank zufolge könnte die Herausgabe digitaler Währungen durch die Banco de España die Zahlungssysteme und die Geldpolitik positiv beeinflussen. Die Analyse, erstellt von Galo Nuño, einem Mitglied der Generaldirektion Wirtschaft und Statistik der Banco de España, wurde Ende Juli auf der Website der Zentralbank veröffentlicht und kommt zu dem Schluss, dass durch Digitales Zentralbankgeld (CBDC) eine bessere Kontrolle der Rentabilität für Sparer und Kreditnehmer möglich wird. Diese mögliche Verbesserung der geldpolitischen Steuerung mache die Zinsen zu einem Schlüsselelement, das es erlaube, die Beschränkungen des Negativzinses aufzuheben.

Zurzeit sei es den Geldinstituten durch das Bargeld nicht möglich, Negativzinsen zu erheben, weil dies zur Abhebung der Guthaben führen könne. Mit einer digitalen Währung dagegen wären solche Maßnahmen weit eher umzusetzen.

Tatsächlich jedoch ist die Bargeldmenge, laut der Zentralbankstudie, in den meisten Volkswirtschaften im Steigen begriffen, weshalb sich das Interesse der Zentralbanken an der Ausgabe digitaler Währungen nicht nur auf die Abschaffung des Bargeldes beschränke. Zudem habe ein Ersatz des Bargeldes durch digitale Zahlungsmethoden auch Auswirkungen auf die Einnahmen, welche die Bank durch die Ausgabe der Geldscheine erziele, was wiederum eine Senkung der öffentlichen Einnahmen, steigende Steuern und geringere öffentliche Ausgaben nach sich ziehen könne.

Für Nuño folgt daraus, dass das Interesse vieler Zentralbanken an den digitalen Währungen aus der Sorge erwächst, deren Akzeptanz könnte die gesetzlichen Zahlungsmittel verdrängen, wodurch sie um die Kontrolle über die Geldpolitik in der Realwirtschaft gebracht werden würden. Dies sei jedoch nur eine entfernte Möglichkeit, da die Kryptowährungen bisher nicht in ähnlicher Menge wie die gesetzlichen Zahlungsmittel vorhanden seien.

Die Verbreitung der digitalen Zahlungsmittel und der Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum könnten laut dem Analysepapier nützlich sein im Kampf gegen finanzielle Ausgrenzung, Steuerbetrug und Geldwäsche, sofern der Besitz nicht anonym gestaltet sei, also die individuelle Privatsphäre geopfert werde.

Der Autor plädiert für eine Debatte über die Frage, ob Zentralbanken ihre eigenen Digitalwährungen ausgeben sollen und empfiehlt, abzuwarten, da es trotz aller Vorteile auch eine Reihe von Risiken zu bedenken gebe. Diese beinhalten die Kosten für die technologische Umstellung und eine mögliche Gefährdung der Finanzstabilität.

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hat sich schon im vergangenen Jahr dafür ausgesprochen, dass die Zentralbanken die Ausgabe von Kryptowährungen in Betracht ziehen.

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