Zukünftige Rentenbezüge könnten im Schnitt um 5,5% sinken

Foto: EFE

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Berechnungszeitraum für die Rentenhöhe soll von 25 auf 35 Jahre erhöht werden

Madrid – Nach einem bislang nur intern zirkulierenden Bericht plant die Regierung im Rahmen der anstehenden Rentenreform auch eine Maßnahme, die wohl noch für viel Unfrieden zwischen den Koalitionspartnern, der sozialistischen PSOE und der linken Unidas Podemos, sowie den Gewerkschaften sorgen wird. Um die, nicht zuletzt durch die schwere Wirtschaftskrise ab 2008 stark strapazierten, Sozialkassen nicht noch weiter zu belasten, soll nämlich der Berechnungszeitraum, aus dem sich die Rentenhöhe ergibt, von derzeit 25 auf 35 Jahre erhöht werden.
Wie aus Regierungskreisen zu erfahren war, ist die Maßnahme bereits in dem Bericht über die geplante Rentenreform festgehalten, der in Kürze Brüssel vorgelegt werden soll. Dabei sollen auch verschiedene Berechnungen über die Auswirkungen angestellt worden sein, die die Erhöhung des Berechnungszeitraums auf die Renten haben könnten. Sollte die Maßnahme umgesetzt werden, würden die zukünftigen Renten demnach im Gegensatz zur heutigen Berechnung um durchschnittlich 5,45% geringer ausfallen, so das Ergebnis. Obwohl die Regierung bislang diesbezüglich noch nicht offiziell Stellung bezogen hat, würde das bedeuten, sie nehme inzwischen in Kauf, dass die zukünftigen Renten durch die geplante Reform sinken werden.
Das spanischen Sozialversicherungssystem schreibt seit 2011 rote Zahlen. In den letzten Jahren sind die Schulden unter anderem wegen der durch die Wirtschaftskrise ausgelösten sinkenden Rentenbeiträge auf 15 Milliarden Euro angestiegen. Brüssel beobachtet das zerbrechliche Rentensystem Spaniens schon seit Längerem mit Sorge und fordert eine Reform, die imstande ist, dem Loch in der Rentenkasse Einhalt zu gebieten, bevor die Arbeitnehmer der sogenannten Baby Boom-Generation ab 2023 in Rente gehen. Da diese meist mit vergleichsweise guten Renten zu rechnen haben, würde sich der Zustand des bereits kränkelnden Rentensystems noch verschlimmern.
Durch die Erhöhung des Berechnungszeitraums will die Regierung dieser Forderung Brüssels wohl nachkommen, vorausgesetzt, der bislang nur intern zirkulierende Bericht bewahrheitet sich. Schon jetzt steht allerdings fest, dass diese Maßnahme noch für viel Polemik und Streit zwischen den Koalitionspartnern und den Gewerkschaften sorgen wird.

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