Deutsch-kanarische Korrespondenz aus Berlin
Dass es doch noch gelingen sollte, die über die Kanaren hinaus berühmte Schriftstellerin und Dichterin Elsa López in Berlin persönlich zu erleben, das empfanden ganz gewiss viele der Zuhörer, so wie ich, als besonderes Geschenk an diesem Abend des 26. April im Simón-Bolívar-Saal des Ibero-Amerikanischen Instituts (IAI).
Berlin – Gastgeberin Diana von Römer vom IAI begrüßte denn auch die Gäste aus La Palma besonders herzlich. Ganz in diesem Sinne und ebenso freundlich willkommen hieß Frau Gloria Minguez Ropiñón, Kulturrätin der Spanischen Botschaft in Berlin, Elsa López und ihren Ehemann, Manolo Cabrera. Die Gesellschaften „Canarias en Berlín“, „Canarias en Europa“ und die Botschaft ermöglichten mit ihrer Kooperation einen erstklassigen literarisch- musikalischen Abend kanarischer Kultur in der Hauptstadt.
Über eine Frau und das Recht über ihr eigenes Schicksal zu entscheiden
Zunächst las Elsa López, wie angekündigt, aus ihrem 2011 erschienenen Roman „Una gasa delante de mis ojos“ („Eine Binde vor meinen Augen“). Man war ja darauf eingestellt, eine bewegende Lebensgeschichte über eine (ebenfalls!) bekannte Dichterin, jedoch aus Argentinien – und um über ein Jahrhundert zeitversetzt – zu hören. Diesem Roman eilte ja auch die Nachricht voraus, López habe zu Biografie und Thema der Argentinierin Alfonsina Storni Martignoni (1882-1915) allein zehn Jahre recherchiert und dazu auch in Kontakt mit dem noch lebenden Sohn Alfonsinas, Alejandro, gestanden. López bestätigte dies. Im Buch nun scheint es, als schlüpfe Elsa López in eine ihr irgendwie sehr nahe und vertraute Rolle der Alfonsina: Ein Leben für das Theater, ein Leben, das aus Lesen und Schreiben ständig neu geboren wird, ein Leben als Alleinstehende, mit der Schande eines nicht standesgemäß geborenen Kindes … Kampf um Ansehen und Anerkennung ihrer schriftstellerischen Leistungen. Allein die häufige „Ich-Form“ sagt alles …
Gesellschaftskritik und Poesie
Man warf Storni in Argentinien zeitlebens vor, zu gesellschaftskritisch zu sein, sich zu sehr für die Emanzipation der Frauen einzusetzen. Schließlich beging sie Selbstmord (es geschah am Strand La Perla von Mar del Plata). Immerhin wird das dichterische Werk von ihr heute gerade wegen ihrer ausdrücklich feministischen Thematik in die argentinische Literaturavantgarde eingeordnet. All das fasst Elsa López im Roman in der ihr eigenen, besonders verdichteten poetischen Sprache, meisterhaft, nicht selten erschütternd zu hören, in Worte.
Für deutsche Liebhaber kanarischer Literatur hier noch die gute Nachricht aus dem Munde von Eva López selbst, dass ihr Roman demnächst bei Edition La Palma (Madrid) in deutscher Übersetzung erscheint.
Als „Alfonsina y el Mar“ erklang…
Nach der mit viel Beifall bedachten Lesung setzte sich das Buchthema quasi musikalisch fort. In „Alfonsina y el Mar“ (nach einem Gedicht von Félix Luna) schuf Ariel Ramírez inzwischen eine (v.a. durch Mercedes Sosa) äußerst bekannte Komposition, die das Berliner „Ensemble Hesperídes“ (Nino Díaz, Klarinette, Judit Díaz, Violoncello, Elisa Martell, Gesang/Sopran) zur Aufführung brachte. Wunderbar und mit vielen kanarischen Assoziationen auch die von Nino Díaz arrangierten weiteren Stücke des Abends „Nube de hielo“ (Text: Andrés Molina, Musik: Benito Cabrera), „Aquellas pequeñas cosas“ von Joan Manuel Serrat und ein schwungvolles Potpourri in kanarischen Rhythmen „Emigrante y luchador“ von Manuel Reyes. Was blieb Besseres, als auf diesen bereits zweiten erfolgreichen kanarischen Kulturabend in diesem Jahr mit einem Glas guten kanarischen Weins anzustoßen…
Weitere Fotos von diesem Abend gibt es auch in Facebook unter www.miscanariasmagicasleon.de/kanarische-themen/kultur/ nachgelesen werden.
Text und Fotos:
León Wolfgang Schönau
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