Canarios sparen an der Weihnachtslotterie


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Im Schnitt werden dieses Jahr für die „Lotería de Navidad“ 42,56 Euro pro Person ausgegeben

Die Krise, durch die die Existenzgrundlage vieler Canarios ins Wanken geraten ist, macht sich auch beim Verkauf der Lose für die Weihnachtslotterie bemerkbar.

Wie die staatliche Lotteriegesellschaft „Loterías y Apuestas del Estado“ laut dem Ergebnis einer Umfrage bekannt gab, wird auf den Inseln weniger für die „Lotería de Navidad“ ausgegeben als in anderen spanischen Regionen. Die Canarios sollen sogar unter den Spaniern sein, die dieses Jahr den geringsten Betrag – aber immerhin geschätzte 42,56 Euro pro Nase – für das Glücksspiel zur Weihnachtszeit ausgeben werden. Laut den Berechnungen der Lotteriegesellschaft werden die Spanier im Schnitt 71 Euro pro Person in der Weihnachtslotterie verspielen.

Auf den Kanarischen Inseln gehen dieses Jahr Lose im Gesamtwert von 90,16 Millionen Euro in den Verkauf.

Im vergangenen Jahr verhielten sich die Canarios übrigens noch sparsamer und gaben im Schnitt nur 33,34 Euro für die Weihnachtslotterie aus. In der Provinz Santa Cruz de Tenerife lag der Durchschnitt bei 40,17 Euro, in der Nachbarprovinz Las Palmas bei 26,91 Euro.

Lange Tradition

Die Weihnachtslotterie ist in Spanien fester Bestandteil des Festes und gilt als die gößte Lotterie der Welt. Jedenfalls ist die Begeisterung der Menschen dafür sicherlich die größte der Welt, denn jedes Jahr fiebern Millionen Spanier am Morgen des 22. Dezember der Ziehung der Gewinnzahlen entgegen. Seit Monaten schon können die Lose erworben werden, und es gibt nur wenige Spanier, die sich kein Los für diese wichtigste Ziehung im Jahr kaufen.

Kaum jemand weiß wohl, dass die Lotterie aus einem finanziellen Engpass heraus entstanden ist. Ciriaco González Carvajal, Minister für die Übersee-Besitze der spanischen Krone, suchte händeringend nach Möglichkeiten, die Einnahmen für die Staatskasse zu verbessern, ohne den Untertanen weitere Steuerlasten aufzuerlegen. Er kam auf die Idee, eine Lotterie einzuführen, wie sie bereits im Nueva España, dem heutigen Mexiko, seit 1771 existierte. Sein Vorschlag wurde am 18. Dezember 1812 im Parlament von Cádiz ohne Gegenstimmen angenommen.

15 Tage vor der Proklamation der ersten Verfassung fand die allererste Lotterie statt und zwar zunächst nur in Cádiz und San Fernando. Bald war sie im gesamten Andalusien populär und 1814 wurde die Zentrale nach Madrid verlegt. 1817 gab es in Spanien bereits 497 Verkaufsstellen für die Lotterielose, aber lediglich zwei wurden von Frauen geleitet.

Die kunstvollen Verzierungen der Zehntelscheine, aus denen ein Los besteht, wurden 1960 eingeführt. Seither sind sie mit Illustrationen aus Kultur, Kunst und Wissenschaft bedruckt.

Die Kinder, die bei der größten Ziehung des Jahres die Gewinnzahlen „singen“, sind Schüler der Schule San Ildefonso in Madrid. Sie werden nach ihrer klaren Stimme und der deutlichen Aussprache ausgewählt. Ihr größter Traum ist es, die Gewinnzahl des „Gordo“, des „dicken“ Hauptpreises zu singen.

Es herrschen äußerst strenge Vorschriften für die Ziehung der Gewinnzahlen der Weihnachtslotterie. Die kleinen Kügelchen mit den Ziffern, die sich in den Trommeln befinden, sind aus wertvollem Holz, meist Nussbaum. Ihr Durchmesser beträgt 18,8 Millimeter und jede einzelne wiegt drei Gramm. Die Buchstaben und Zahlen wurden per Laser angebracht.

Vierzig Personen sind an Computern damit beschäftigt,  die Gewinnzahlen, Gewinne und die Ortschaften aufzulisten, wo die Glückslose verkauft wurden. Schon 45 Minuten nach Beendigung der Ziehung werden die Aufstellungen per Internet an die Staatliche Münzanstalt weitergeleitet, die dann die offiziellen Gewinnlisten herausgibt.

Die Ziehung am 22. Dezember, die von den Fernseh- und Radiosendern übertragen wird, fand traditionsgemäß im Saal Guzmán el Bueno statt. Vor zwei Jahren wurde sie in den Madrider Kongresspalast mit wesentlich größeren Zuschauerrängen verlegt.

„Der Dicke“ ist dieses Jahr noch dicker

Bei der kürzlichen Vorstellung der diesjährigen Weihnachtslotterie teilte der Präsident der Organisation, Aurelio Martínez (Foto),  mit, dass Lose im Wert von 3,6 Milliarden Euro ausgegeben werden, von denen man rund neunzig Prozent zu verkaufen hofft.

Während im vergangenen Jahr Nummerierungen bis 84.999 angeboten werden konnten, gibt es heuer Zehntellose bis 99.999. 

Inmitten der Wirtschaftskrise wird der Hauptgewinn der Weihnachtslotterie dieses Jahr den bislang höchsten Betrag in der Geschichte auszahlen. Wie Aurelio Martínez, Präsident der staatlichen Lotteriegesellschaft, bekannt gab, wird der „dicke“ Hauptpreis (El Gordo) mit 400.000 Euro statt den bisherigen 300.000 Euro pro Zehntellos ausgezahlt. Der Preis für ein Zehntellos bleibt trotzdem bei 20 Euro.

Der alljährliche Werbespot für die Weihnachtslotterie wurde in diesem Jahr übrigens in Riga/Lettland gedreht und steht unter dem passenden Motto „Träumen“. Mehr als zweihundert Personen haben bei den Dreharbeiten mitgewirkt, darunter sechzig Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren, die „Traumjäger“ spielen.

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