„Die 60 härtesten Tage in unserer Geschichte“

In den frühen Morgenstunden des 29. November gab es mehrere starke Beben auf La Palma und es öffneten sich zwei neue Schlote. Fotos: EFE

In den frühen Morgenstunden des 29. November gab es mehrere starke Beben auf La Palma und es öffneten sich zwei neue Schlote. Fotos: EFE

Cabildo-Präsident Zapata blickte auf die zurückliegenden zwei Monate zurück und berichtete von der geleisteten Hilfe

La Palma – Präsident und Vizepräsident des Cabildos von La Palma nahmen Ende November Stellung zu der geleisteten Arbeit und Hilfe für die Betroffenen des Vulkanausbruchs. Mariano Zapata und Borja Perdomo unterstrichen die enormen Anstrengungen, die von der Inselverwaltung unternommen werden, um die Bedürfnisse der Bevölkerung nach 60 Tagen Eruption zu befriedigen. „In dieser Zeit haben wir gezeigt, dass wir gemeinsam stärker sind als der Vulkan“, erklärten sie. Dass es die 60 härtesten Tage in der Geschichte der Insel gewesen seien, daran bestehe kein Zweifel, erklärte Zapata.

Cabildo-Präsident Mariano Zapata sprach bei dieser Gelegenheit der gesamten Bevölkerung La Palmas seinen Dank aus, insbesondere jedoch den Betroffenen, deren unerschütterliche Widerstandskraft er lobte. Diese Menschen erteilten ihren Mitmenschen täglich eine Lektion, was Standhaftigkeit angeht, erklärte er. Auch die Welle der Solidarität mit der Insel seit Beginn des Vulkanausbruchs am 19. September habe in diesen vergangenen 60 Tagen Kraft gegeben, fügte er hinzu.

Inselpräsident Mariano Zapata bei einer Pressekonferenz, die er gemeinsam mit Ministerpräsident Sánchez gab. Fotos: EFE
Inselpräsident Mariano Zapata bei einer Pressekonferenz, die er gemeinsam mit Ministerpräsident Sánchez gab. Fotos: EFE

„Wir sind uns bewusst, wie schwer es für die mehr als 7.000 betroffenen Personen war, ihre Häuser zu verlassen und ihre Lebensprojekte zu verlieren. Deshalb bemühen wir uns mit unserer Arbeit, alle diese Menschen zu schützen und die Bedürfnisse jedes Einzelnen zu ­ermitteln, damit niemand zurückbleibt“, so Mariano Zapata. Die Inselverwaltung habe in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen dafür gesorgt, dass für alle Evakuierten eine Unterkunft gefunden wird. Rund 400 Personen, deren Wohnhäuser zerstört wurden, seien weiterhin in Hotels untergebracht, und 40 hilfsbedürftige Personen seien in Pflegeeinrichtungen der Insel aufgenommen worden, wo sie betreut werden. Anderen Geschädigten der Vulkankrise seien von der kanarischen Regierung bereits die ersten Wohnungen übergeben worden, und es werde weiterhin daran gearbeitet, das Wohnraumproblem zu lösen. Das Cabildo habe der Regionalregierung bereits ein Baugelände von 7.000 Quadratmetern in Argual überschrieben, um den Wohnungsbau voranzutreiben. Auch die ersten Planungsschritte für ein neues Industriegebiet in El Paso seien unternommen.

In seinem weiteren Bericht erklärte der Cabildo-Präsident, dass über die Stadtverwaltungen unter den Betroffenen bereits 700.000 Euro an Hilfsgeldern verteilt wurden, womit zum Beispiel Mieten, Kautionen und Möbel bezahlt werden konnten.

Auch die Verteilung der Spenden, die auf dem vom Cabildo eingerichteten Spendenkonto eingegangen sind – mehr als 7,5 Millionen Euro – sei durch das von der Regionalregierung geschaffene Register für Geschädigte möglich geworden. So hätten bereits Beträge in Höhe von 2.000 und 3.000 Euro, je nach Größe der Familie, unbürokratisch ausgezahlt werden können.

Für diejenigen, die ihre Häuser verlassen mussten, wurde für die Lagerung ihres Hausrats das ehemalige Fabrikgebäude von JTI (Japan Tobacco International) zur Verfügung gestellt.

Die zwei Seiten des Vulkans: Das Naturschauspiel zieht weiterhin Touristen an, und auch viele Bewohner anderer Inseln fahren nach La Palma, um den Vulkan zu sehen. Foto: EFE
Die zwei Seiten des Vulkans: Das Naturschauspiel zieht weiterhin Touristen an, und auch viele Bewohner anderer Inseln fahren nach La Palma, um den Vulkan zu sehen. Foto: EFE

Schadensbilanz: Die Regierung nennt die erste Summe

Ende November hat der kanarische Vizepräsident und Leiter des Finanzressorts, Román Rodríguez, eine erste geschätzte Summe genannt. Demnach werden die Schäden durch die Vulkankatastrophe vorerst auf mindestens 906,8 Millionen Euro beziffert. Die Summe wurde gemäß den Angaben von Inselverwaltung, Regionalregierung und den betroffenen Gemeinden errechnet und schließt sowohl die Schäden an kommunalen Einrichtungen als auch an Privateigentum ein. Was jedoch bei dieser Schätzung nicht berücksichtigt wurde und die Bilanz noch erheblich in die Höhe treiben dürfte, sind die Schäden am Stromnetz.

Präsident Sánchez erneut auf La Palma

Am 60. Tag des Vulkanausbruchs besuchte Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez erneut die Insel. Bei dieser siebten Reise nach La Palma seit Beginn der Eruption am Cumbre Vieja versicherte er: „Wir werden alles tun, um auf diesen Notfall zu reagieren“ und fügte hinzu, dass der Wiederaufbau allein nicht ausreichen werde. La Palma habe „strukturelle Defizite“, und die Naturkatastrophe sei eine gute Gelegenheit, diese aufzuheben. Bei diesem Besuch auf La Palma wurde Sánchez von Teresa Ribera begleitet, Ministerin für ökologischen Wandel und Demografie.

Zwei neue Schlote

In der Nacht vom 28. auf den 29. November öffneten sich an der Nordseite des Vulkankegels zwei neue Schlote, aus denen der Vulkan Lava und Pyroklasten ausstößt. Das vulkanologische Institut beobachtet die neuen Lavaströme, die in Richtung bislang nicht betroffener Grundstücke in Tacande fließen.

Das Verhalten des Vulkans gibt weiterhin keinen Anlass zu der Annahme, dass sich die Lage kurzfristig ändern wird. Wissenschaftler glauben mittlerweile, dass der Vulkanausbruch 2021 der längste der vergangenen 500 Jahre werden könnte und den des Vulkans Tajuya (1585), der 84 Tage dauerte, übertreffen könnte.

Bislang ist der Vulkanausbruch am Cumbre Vieja mit 72 Tagen zwar noch nicht der längste, aber definitiv der zerstörerischste der letzten 500 Jahre. 1.100 Hektar hat die Lava bereits unter sich begraben.

Die Lava bahnt sich gnadenlos ihren Weg und richtet immer mehr Zerstörung an. Am 25. November erreichte sie den Friedhof von Las Manchas. Fotos: EFE
Die Lava bahnt sich gnadenlos ihren Weg und richtet immer mehr Zerstörung an. Am 25. November erreichte sie den Friedhof von Las Manchas. Fotos: EFE

Friedhof von Las Manchas verschüttet

Nach Wochen des Bangens wurden die Befürchtungen am 25. November wahr; ein Lavastrom erreichte den Friedhof von Los Ángeles in Las ­Manchas. Die Lava begrub ­einen Teil des Friedhofs, auf dem 5.000 Gräber liegen, unter sich. Außerdem ist dieser Friedhof der einzige der Insel, der über ein Krematorium verfügt. Auch die nahe gelegene ­Fotovoltaikanlage mit 2.000 Solarpanellen, die auf dem ­Titelfoto unserer Ausgabe vom 3. November noch aschebedeckt zu sehen war, und weitere Häuser in dieser Gegend wurden zerstört.

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