Die Lücke, die der Teufel lässt


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Eine Studie schätzt das Ausmaß der Einkommensteuerhinterziehung auf 20 Milliarden Euro

Nach einer Studie des Volkswirtschaftsprofessors der Universität Zaragoza Julio López Laborada, veröffentlicht durch die Stiftung für Studien angewandter Wirtschaftslehre FEDEA, macht die Hinterziehung der Einkommensteuer (IRPF) 20 Milliarden Euro jährlich aus, dies entspricht 1,7% des Bruttoinlandsprodukts.

Madrid – Die Einkommensteuer erbringt knapp die Hälfte der Steuereinnahmen des Staates.

Die Studie mit dem reißerischen Titel „Die Lücke, die der Teufel lässt: Eine Schätzung des Einkommensteuerbetrugs“ basiert auf den Daten von 500.000 Steuererklärungen aus dem Jahr 2008. Der Verfasser der Studie sieht den größten Anteil am Steuerbetrug bei den Kapitalerträgen, also Zinsen, Dividenden und Gewinnen aus Kapitaltransaktionen, sowie bei den unternehmerischen Aktivitäten. Fast die Hälfte des Einkommens von Freiberuflern und Selbstständigen soll sich demzufolge der Kontrolle des Finanzamtes entziehen.

Dagegen sieht López Laborada bei den Lohnempfängern keinen Spielraum für Steuerhinterziehung. Angesichts der Einbehaltung der Abgaben durch den Arbeitgeber würden alle Informationen vorliegen.

Nach Einschätzung der Studie wird auf 61% der Kapitalerträge keine Einkommensteuer gezahlt, bei den Immobilienerträgen in Form von Mieten und Zweitwohnungen sind es 55% und im Fall der selbstständigen Tätigkeiten zwischen 46 und 48%.

Professor López Laborada erklärt die Tatsache, dass der Schwerpunkt des Steuerbetrugs bei den Kapitalerträgen liegt, durch die Geld- und Vermögenswerte, welche die Spanier in Steuerparadiesen halten. Er zitiert dazu eine Untersuchung des Professors der London School of Economics Gabriel Zucman, der die in Steueroasen platzierten Vermögenswerte auf 144 Milliarden Euro schätzt. Allein die Hälfte davon soll sich in der Schweiz befinden. Stimmt die Summe, so sind dem spanischen Fiskus allein dadurch 7,4 Milliarden Euro entgangen.

Wenn man zum Betrug bei der Einkommensteuer noch den bei der Mehrwertsteuer und der Körperschaftssteuer hinzurechnet, machen die entgangenen Steuern 4% des Bruttoinlandsprodukts bzw. 40 Milliarden Euro aus.

Bei der Erarbeitung seiner Studie hat López Laborada die Einkommen von Bürgern, die keine Möglichkeit zur Steuerhinterziehung haben, wie Rentner und Arbeitnehmer, mit denen der Selbstständigen verglichen und ist dabei davon ausgegangen, dass beide Grup­pen im Durchschnitt dieselben Abgaben leisten müssten. Wenn es da Unterschiede gebe, sei dies auf Steuerhinterziehung zurückzuführen, schließt er.

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