Eindrucksvolle Musik und inspirierender Gesang aus El Hierro


© Bimbache openArt

Deutsch-kanarische Korrespondenz aus Berlin • Bimbache in Berlin

o viel El Hierro war nie in Berlin! Jedenfalls hatte der weltbeste Tourismustreff, die ITB 2012, seinen Anteil daran. „Bimbache openART“ ist ein jährlich stattfindendes Musikfestival auf dieser Insel, das sich den kulturellen Werten der ersten Siedler dort, Bimbapes oder Bimbaches, verpflichtet fühlt.

Berlin – Ein friedvolles Volk in einer vielschichtigen sozialen Struktur. Sie hinterließen „los letreros“, Felsinschriften, die man bis heute zu entziffern sucht: Kreise, Spiralen, Schlangenlinien, abstrahierte Tier- und Menschendarstellungen. Das Festival unter der Leitung von Sabine Willmann und Torsten de Winkel sieht sich philosophisch Martin Luther King verpflichtet,  eine friedliche Welt zu fördern, in der die Menschen lernen, entweder gut und kooperativ zusammen zu leben (als Brüder und Schwestern) „oder alle gemeinsam als Narren zugrunde zu gehen“ (Luther King). Indem sie in dieser humanen Botschaft leben und arbeiten, gestalten sie die Festivals durch Zusammenführung verschiedener Musiker aus aller Welt (einschließlich behinderter Menschen) und verbinden „auf vulkanischer Basis“ der Insel Menschheitsträume mit der Realität unserer Tage. Die Musik ist entsprechend kreativ, spirituell, poetisch, künstlerisch improvisierend ausgearbeitet und bezieht die musikalische Tradition und tiefe Inselverbundenheit der Herreños organisch mit ein.

Das alles war in Berlin gleich zweimal zu erleben: Im Tagesprogramm auf dem Canarias-Stand der ITB und in einem Konzert im derzeit angesagten Berliner Kulturkiez Neukölln (Musikcafé Shangl Hangl). Auf der ITB fand sogar der Präsident der kanarischen Regierung, Paulino Rivero, Zeit, sich den Musikern zu widmen (siehe Foto). Zum Musikabend zog es viele Berliner Enthusiasten der Kanaren, u.a. vom Verein „Canarias en Berlín“, in den Musikkeller. Zu erleben waren der Gitarrenvirtuose Torsten de Winkel, zugleich musikalischer Leiter des Bimbache-Projekts, der Drummer und Perkussionist Tobias Backhaus, Pepe Berns am Kontrabass. Im Mittelpunkt dieses Abends standen Arrangements traditioneller herreñischer Gesänge, wie „Arroró“, „Conde de Cabra“, „Tango Herreño“ und eine eindringliche Vertonung des Gedichts „Nana de Cebolla“ von Miguel Hernández. Alles dies wäre nicht möglich gewesen  ohne die fantastische Stimme überraschenden Volumens und schon großer gesanglicher Reife von Claudia Álamo. Die Schule eines Herbie Hancock  klang deutlich an. Intensiv „knieten“ sich die drei Instrumentalisten in ihre lyrischen Motive und rhythmischen Improvisationsläufe hinein. Mitreißende Improvisationskunst des Ensembles und stimmlicher Reichtum bis in die höchsten Töne der jungen herreñischen Sängerin machten den Abend (und die Nacht) zu einem außerordentlichen Musikgenuss.

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