Grünes Licht für Repsol


© Cabildo de Fuerteventura

In zwei Jahren soll mit den Probebohrungen begonnen werden

Auf die überraschende Entscheidung des spanischen Minesterrats am 16. März, dem Ölkonzern Repsol die Lizenz für Probebohrungen vor Fuerteventura und Lanzarote zu erteilen, reagierten die kanarischen Politiker und die Bevölkerung mit großer Empörung. Nicht nur, dass man sich von Madrid übergangen fühlt, vor allem befürchten die Canarios negative Auswirkungen auf den Tourismus und die Umwelt.

Madrid – Im Vorfeld trafen sich Anfang März Repsol-Präsident Antonio Brufau und Regionalpräsident Paulino Rivero. Brufau versuchte, den Kanaren die Ölbohrungen schmackhaft zu machen und kündigte eine mögliche Gewinnbeteiligung und die Schaffung von Arbeitsplätzen für die Canarios an. Er versicherte, der Ölkonzern werde die Umweltrichtlinien genauestens befolgen.

Kurz darauf ließ Industrie-, Energie- und Tourismusminister José Manuel Soria verlauten, Spanien könne nicht auf die Ausbeutung bestehender Ölvorkommen verzichten. Gerade das Ölfeld vor den Kanaren sei interessant, da aller Voraussicht nach 140.000 Barrel täglich gefördert werden könn-ten – 10% des nationalen Tagesbedarfs. Interessierte Unternehmen würden unterstützt, um die energetische Abhängigkeit des Landes zu verringern.

Ohne auf die von der kanarischen Regierung und den Inselregierungen Fuerteventuras und Lanzarotes eingelegten Beschwerden gegen die Ölförderung (das Wochenblatt berichtete) überhaupt einzugehen, beschloss die spanische Exekutive am 16. März, zumindest nach außen hin spontan, Repsol Probebohrungen zu erlauben. Auf der anschließenden Pressekonferenz legte Vizepräsidentin Soraya Sáenz de Santamaría sehr bestimmt dar, die Angelegenheit sei „Sache des Staates“, der „den allgemeinen Interessen aller Spanier entsprechend“ zu entscheiden habe. Da das Ölvorkommen vor den Kanarischen Inseln bedeutend zu sein scheine und Marokko auch bereits die Fühler in dem Gebiet ausgestreckt habe, hätte man keinen Grund gesehen, die Entscheidung weiter hinauszuzögern.

Repsol wird nun eine ausführliche Umweltstudie über Auswirkungen und Notfallmaßnahmen bei einem Leck ausarbeiten, die von verschiedenen staatlichen Stellen geprüft und autorisiert werden muss. Erst danach, also in rund zwei Jahren, wird der Ölkonzern mit den Probebohrungen wirklich beginnen können.

Empörung und Protest

Auf den Kanarischen Inseln reagierte man auf die plötzliche Entscheidung überrascht und empört.

Regionalpräsident Paulino Rivero warf dem Ministerrat vor, die Kanarischen Inseln so zu behandeln, „als ob es sich immer noch um eine im Atlantik verlorene Kolonie“ handele. Die Meinung der Regionalregierung, der Cabildos und der Bevölkerung sei vollkommen übergangen worden. Die möglichen Gefahren für Tourismus und Umwelt habe man außer Acht gelassen, um „ein privates Unternehmen zu begünstigen“. Rivero gab kampfeslustig bekannt, dass die juristische Abteilung der kanarischen Regierung bereits alle möglichen rechtlichen Mittel überprüfe, um die Genehmigung anzufechten. Doch laut dem Vertreter des öffentlichen Interesses liegt die Entscheidung nun einmal in der Hand des Staates.

Unterstützt wird die Regionalregierung jedoch von  der Umweltschutzorganisation Greenpeace, dessen Vertreter Carlos Bravo eine mögliche Ölförderung als „enormen Fehler“ bezeichnete. Bravo erinnerte an die von der Plattform Deepwater Horizon ausgelösten Ölpest im Golf von Mexiko vor zwei Jahren. Dort habe das Notfallventilsystem bereits in einer Tiefe von 1.000 m versagt; bei den Kanaren sollte sogar 3.500 m unter dem Meeresspiegel gebohrt werden – ein „technologisches Experiment“. Außerdem könnten bis zu einer tatsächlichen Förderung zehn Jahre vergehen und die erneuerbaren Energien dann das unbedeutend gewordene Erdöl ersetzt haben und die Umwelt, die Nachhaltigkeit und die Wirtschaft der Kanaren unnütz aufs Spiel gesetzt worden sein.

Fuerteventuras Inselpräsident Mario Cabrera kritisierte die bei der plötzlichen Lizenzvergabe an den Tag gelegte Geheimnistuerei, Undurchsichtigkeit und Eile der Zentralregierung. Lanzarotes Cabildo-Präsident Pedro San Ginés erklärte erbost, noch nicht einmal eine Antwort auf die eingereichte Beschwerde bekommen zu haben. Die Inselregierung werde vor den Obersten Gerichtshof und höher gehen, so San Ginés.

Am 24. März werden in allen Inselhauptstädten Demonstrationen stattfinden. Mehr Informationen findet man unter

Sharing

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.