„Nach-Wahrheit“


RAE-Direktor Darío Villanueva hielt in A Coruña einen Vortrag mit dem Titel „Realidad, ficción y posverdad“ (Realität, Fiktion und postfaktische Wahrheit). Foto: efe

Die Königlich Spanische Akademie RAE hat in die neue, digitale Ausgabe ihres Wörterbuches zahlreiche neue Begriffe aufgenommen

Madrid – Die Real Academia Española (RAE) hat eine neue Ausgabe ihres Wörterbuches, das weltweit den Standard für den Gebrauch der spanischen Sprache vorgibt, herausgebracht. Zum ersten Mal erscheint dieses Referenzwerk zuerst in digitaler Form, als Version 23.1.

Bei der Präsentation in der Königlichen Spanischen Akademie gaben der Direktor und die Koordinatorin der Institution, Darío Villanueva und Paz Battaner, einen Überblick über die Neuerungen, die in die Überarbeitung der neuen, digitalen Auflage des RAE-Wörterbuchs eingeflossen sind. Diese Veranstaltung soll nun zu einer neuen Tradition der Königlichen Spanischen Akademie werden: Alljährlich im Dezember werden künftig die neu aufgenommenen Begriffe und Modifikationen vorgestellt werden. Dadurch wird der Weg neuer Wortschöpfungen in das altehrwürdige Wörterbuch deutlich verkürzt. Konnte es bisher viele Jahre dauern, bis eine neue gedruckte Ausgabe herauskam, können neue Einträge heute im Jahresrhythmus Eingang in die digitale Version finden.

Die aktuelle Ausgabe enthält 3.350 neue Begriffe, Korrekturen und Abänderungen. Unter http://dle.rae.es kann im digitalen RAE-Wörterbuch nachgeschlagen werden.

Eines der Worte, die neu hinzugenommen wurden, lautet „posverdad“, wörtlich übersetzt „nach-Wahrheit“. Damit hat das Postfaktische, die Loslösung von Tatsachen zugunsten von Emotionen oder der eigenen Interessenlage, welches in der Diskussion um das Gebaren der Medien und der Politik seit geraumer Zeit eine Rolle spielt, nun offiziell Eingang in den spanischen Sprachschatz gefunden.

Auch „cracker“und „táper“ stehen jetzt im Wörterbuch der Königlichen Sprachakademie

Weitere neue Begriff, welche den Zeitgeist widerspiegeln, sind „acoso escolar“, das Mobbing unter Schülern; „cracker“, ein Hacker der Daten stiehlt; „Táper“, abgeleitet von der Marke Tupperware, steht für Frischhaltedosen aus Plastik; „fair play“; „audiolibro“, das Hörbuch, und die „aporofobia“, die Furcht vor armen oder benachteiligten Menschen.

Verschiedene Einträge wurden vom Sinn her verändert. So hat sich der Blickwinkel bezüglich der Geschlechterrollen verändert. Beispielsweise hatte der Ausdruck „sexo débil“, das „schwache Geschlecht“, früher nicht unbedingt eine negative Bedeutung, aktuell wurde die Erklärung jedoch zu: „Gesamtheit der Frauen, gebraucht in abfälliger oder diskriminierender Absicht“ geändert. Der Eintrag „machismo“ wurde um die Formulierung „Form von Sexismus, die durch die Vorherrschaft des Mannes gekennzeichnet ist“ ergänzt.

Besorgt ist der oberste Hüter der spanischen Sprache, RAE-Direktor Darío Villanueva, über die Flut von Anglizismen, englischen Wörtern, die unnötigerweise statt der spanischen Begriffe verwendet werden, wie beispielsweise die „Barbarei“, eine spanische TV-Serie „Family“ zu nennen. Es gebe zahlreiche Fremdworte aus dem Englischen wie „raíl“, „vagón“ oder „fútbol“, die innerhalb des spanischen Sprachschatzes natürlicherweise akzeptiert seien, doch sei die exzessive Nutzung englischer Wörter in Internet, Fernsehen, Gastronomie, Handel, Werbung und der Umgangssprache eine schlechte Angewohnheit, die sogar in offizielle Bereiche eindringe. Als Beispiel nannte Villanueva hier die Formulierungen „Dress code“ und „Save the date“ unter formellen Einladungen.

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