November-Lockdown in Europa dämpft die Hoffnung auf eine baldige Erholung des Tourismus

Ende Oktober kamen die ersten Flüge mit Urlaubern aus Deutschland und Großbritannien auf den Inseln an. Foto: EFE

Ende Oktober kamen die ersten Flüge mit Urlaubern aus Deutschland und Großbritannien auf den Inseln an. Foto: EFE

Obwohl die Kanaren in Deutschland und Großbritannien von der Liste der Risikogebiete gestrichen wurden, sind die Aussichten für den November aufgrund der Lage in Europa schlecht

Kanarische Inseln – „Eine kalte Dusche“, so bezeichnete Jorge Marichal den von Boris Johnson angeordneten Lockdown in Großbritannien. Marichal ist Präsident des spanischen Hoteldachverbands (Cehat) und des Hotelverbands der Inseln Teneriffa, La Palma, La Gomera und El Hierro (Ashotel), und fasst mit dieser Äußerung die Enttäuschung der Tourismusbranche der Inseln angesichts der jüngsten Reaktionen verschiedener europäischer Länder auf die dramatisch steigenden Coronazahlen zusammen.
Eigentlich war November als Hoffnungsmonat anvisiert worden. Nach monatelangem Tauziehen um die Einführung einer Testpflicht für Urlauber tritt diesen Monat das Gesetzesdekret in Kraft, das Touristen verpflichtet, beim Einchecken im Hotel ein negatives Corona-Testergebnis vorzulegen. Außerdem haben die Inseln es geschafft, die Corona-Inzidenz zu senken.
Bereits am 22. Oktober hoben Deutschland und Großbritannien die Reisewarnung für die Kanarischen Inseln auf, und so äußerte die kanarische Tourismusministerin Yaiza Castilla zum offiziellen Beginn der Wintersaison am 25. Oktober die zaghafte Hoffnung auf eine Erholung des Tourismus um 40 bis 50% der Vorjahreszahlen. Dann jedoch folgte der Teil-Lockdown in Deutschland, der zwar den Tourismus im Inland verbietet, aber kein Reiseverbot ins Ausland bedeutet. Trotzdem werden die Urlauberzahlen aus Deutschland im November wohl hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Der Lockdown in Großbritannien ist ein weiterer harter Schlag für die kanarische Tourismusbranche. Nachdem die Briten die Kanarischen Inseln von der Liste der Risikogebiete gestrichen hatten, war ein regelrechter Buchungsansturm verzeichnet worden. Die Nachfrage nach Flügen und Pauschalreisen auf die Inseln stieg mit dieser Nachricht um 700%, und die Fluggesellschaften reagierten und stockten das Ticketangebot für November um 15.000 Plätze auf. Dann machte das von Boris Johnson ausgesprochene Reiseverbot den reisefreudigen Briten und der kanarischen Tourismusbranche die Hoffnungen zunichte.
Am 2. November teilte der Reiseveranstalter TUI UK, der erst im Oktober wieder mit Flügen auf die Kanaren gestartet war, mit, dass sein Reiseprogramm für den Zeitraum 5. November bis 2. Dezember unterbrochen wird.
Jorge Marichal ist trotz dieser Dämpfer davon überzeugt, dass die Kanarischen Inseln den richtigen Weg eingeschlagen haben. Es sei wichtig, die Fallzahlen weiter niedrig zu halten, was zusammen mit der neu eingeführten Testpflicht für Urlauber das Image der Inseln als sicheres Reiseziel stärke. Die Aufmerksamkeit potenzieller Urlauber müsse auf den kanarischen Archipel als „friedlicher Ort“ in Zeiten der Pandemie gelenkt werden, so Marichal.

Die kanarische Tourismusministerin Yaiza Castilla und Regierungspräsident Ángel Victor Torres informierten über die neu eingeführte Pflicht für Urlauber, ein negatives Testergebnis vorzulegen. Foto: EFE
Die kanarische Tourismusministerin Yaiza Castilla und Regierungspräsident Ángel Victor Torres informierten über die neu eingeführte Pflicht für Urlauber, ein negatives Testergebnis vorzulegen. Foto: EFE

Verpflichtung zur Vorlage eines negativen Testergebnisses

Laut dem neu erlassenen Gesetzesdekret vom 29. Oktober 2020 müssen auf den Kanaren ab dem 14. November alle Urlauber über 6 Jahren – sowohl aus dem Ausland als auch vom spanischen Festland – bei der Ankunft in ihrem Hotel, Apartmentanlage oder Ferienwohnung ein negatives Corona-Testergebnis vorweisen, das nicht älter als 72 Stunden sein darf. Für den Fall, dass Urlauber ohne ein gültiges Testergebnis anreisen, wird ihnen vom Hotel oder Apartmentanlage mitgeteilt, wo sie einen Test durchführen können. Die Kosten dafür sind von dem Reisenden selbst zu tragen. Das Hotelzimmer darf in diesen Fällen nur verlassen werden, um zur Teststelle zu gehen und um das Ergebnis abzuholen.
Für die Beherbergung kanarischer Urlauber, sprich „residentes“ gilt die Testpflicht nicht. Sie müssen jedoch beim Einchecken im Hotel eine verbindliche Erklärung abgeben, dass sie in den vergangenen zwei Wochen nicht die Region verlassen haben und in diesem Zeitraum auch keine Symptome aufgewiesen haben, die auf Covid-19 hindeuten. Auch für Ausländer, die nachweisen können, dass sie sich bereits seit zwei Wochen oder länger auf den Kanarischen Inseln aufhalten, entfällt die Pflicht zur Vorlage eines Testergebnisses.

Corona-App „Radar Covid“ aktivieren

Alle Touristen müssen in Zukunft auch für die Dauer ihres Aufenthaltes die spanische Corona-Warnapp „Radar Covid“ aktivieren und sollten diese erst frühestens 15 Tage nach der Rückkehr in die Heimat wieder deaktivieren.

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