Ölaustritt noch nicht unter Kontrolle


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Aus dem gesunkenen Fischtrawler tritt weiter Treibstoff aus • Das Öl erreichte bereits mehrere Strände Gran Canarias

Nachdem der im Hafen von Las Palmas in Brand geratene und wegen Explosionsgefahr aufs offene Meer geschleppte russische Fischtrawler „Oleg Naydenov“ am 14. April gesunken ist (das Wochenblatt berichtete), tritt kontinuierlich Öl aus, das an die Meeresoberfläche steigt.

Wegen der wechselnden Meeresströmungen und Windrichtungen treten immer wieder neue Ölflecken an unterschiedlichen Stellen auf. Aus der Luft wird rund um die Uhr nach neuen Flecken gesucht, die zu Wasser bekämpft werden. Trotzdem wurde Öl an einigen Stränden Gran Canarias festgestellt. 

10 Liter Öl pro Stunde

Am 22. April stieß der Unterwasserroboter der norwegischen, von der Zentralregierung beauftragten Firma OTECH rund 24 km südöstlich von Gran Canaria auf das schwer beschädigte Wrack der „Oleg Naydenov“. Dieses liegt 100 m entfernt von der Stelle, wo es gesunken war, in 2.710 m Tiefe auf dem Meeresgrund. Der Roboter konnte lediglich die Backbord-Seite untersuchen, stieß dort jedoch auf drei Löcher, aus denen stündlich rund zehn Liter Treibstoff austreten. 

Seit dem 14. April strömt kontinuierlich der aus Diesel und Schweröl gemischte Treibstroff IFO, von dem die „Oleg Naydenov“ 1.400 Liter aufgenommen hatte, aus den Tanks und an die Meeresoberfläche. 

Bereits kurz nachdem das Schiff gesunken war entstand ein 70 km langer Ölteppich, der aufgrund hoher Wellen nicht bekämpft werden konnte, und sich kontinuierlich von den Kanaren entfernte. Bei Redaktionsschluss hatte dieser die 200-Meilen-Grenze überschritten und somit die spanischen bzw. europäischen Gewässer verlassen. Das Ergebnis eines Treffens zwischen Ministerin Ana Pastor und Markku Mylly, Direktor der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA), bei dem mögliche Aktionen zur Bekämpfung behandelt werden sollten, wurde nicht offiziell bekannt gegeben. 

Aufgund zweier nahegelegener Strömungswirbel und wechselnder Windrichtungen trat in den folgenden Tagen Öl an unterschiedlichen Stellen an die Meeresoberfläche. 

 Am 23. April erreichte das Öl die ersten Strände an der Westküste Gran Canarias. Seitdem wurde Teer an den Stränden von Veneguera, Ta­­­­­­sarte, Tasartico, Las Marañuelas oder Lo Seco, die im Gemeindegebiet von Mogán liegen und zum Biosphärenreservat gehören, angespült. Sowohl Mitarbeiter des öffentlichen Unternehmens Tragsa als auch diverse Anwohner und Greenpeace-Angehörige säubern die Strände, kehren jeden Stein um und kratzen den Teer ab. 

Zwei Flugzeuge und zwei Hubschrauber der Seenotrettung überprüfen unentwegt die Meeresoberfläche, um neue Ölflecken umgehend festzustellen, wie in den vergangenen Tagen mehrmals geschehen. Dann fährt ein Boot zu der Stelle, um die Sichtung zu überprüfen. Wird ein Ölfleck bestätigt, begeben sich die Dekontaminierungsschiffe der Seenotrettung, der Marine oder des Roten Kreuzes, die gerade nicht im Einsatz sind, an den Ort und kämpfen, je nach Wetterlage, gegen den Ölfleck. Bei schlechterem Wetter und Wellen versuchen die Schiffe, mit den Propellern das Öl zu verteilen. Erlaubt es das Wetter, werden Barrieren eingesetzt und das Öl abgeschöpft. Auf diese Weise wurden diverse Ölflecken mit Erfolg bekämpft. 

Am 23. April wurde eine Warnung für die Südküste Teneriffas und La Gomeras ausgesprochen, doch die Sichtung aus der Luft wurde nicht bestätigt. 

Anfang Mai dagegen tauchte Teer an Gran Canarias Meloneras-Strand auf, womit der erste Urlauberstrand betroffen war.

Die Folgen für die Umwelt und ihre Bewohner sind noch nicht absehbar, beispielsweise am Strand von La Aldea wurden ölverschmierte, verendete Seeschwalben gefunden. 

Die Einsatzkräfte befinden sich in Alarmbereitschaft, denn solange Öl aus dem Wrack austritt, werden weiterhin Ölflecken auftreten. Einer Studie der Madrider Universität Complutense zufolge können diese Gran Canaria, Teneriffa und La Gomera erreichen.

Während die Regionalregierung die Säuberung der betroffenen Strände in die  Hand genommen und für die vielen Freiwilligen eine Info-Website ins Leben gerufen hat (http://www.

unidoscontraelfuel.org), soll OTECH nach Aussage der Ministerin Pastor die Schließung der Austrittslöcher am Schiffswrack und das Abpumpen des Treibstoffes vorbereiten. 

Derweil läuft ein Ermittlungsverfahren gegen die Hafenbehörde, die die Entscheidung getroffen hatte, das Wrack aufs offene Meer zu schleppen, wo ein Ölaustritt viel schwieriger zu kontrollieren ist. 

Nach einem Treffen mit den wichtigsten Umweltschutzorganisationen kündigte Ana Pastor die Erstellung einer Liste mit Ausweichhäfen und -buchten für solche Fälle an. 

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