Regieren nach Kolonialherrenart


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PP-Abgeordneter: Ausgelaufenes Erdöl würde nach Afrika treiben

Kanarenpräsident Paulino Rivero hat der Zentralregierung vorgeworfen, die Inseln in der Frage der Erdölsuche wie eine Kolonie zu behandeln, indem sie gegen den Willen der Bevölkerung und Institutionen vor Ort deren natürliche Ressourcen ausbeuten wolle.

Dies äußerte er auf einer Pressekonferenz, die er zusammen mit dem Inselpräsidenten von Lanzarote, Pedro San Ginés, und dem Kulturbeauftragten von Fuerteventura, Juan Jiménez, in Arrecife auf Lanzarote gab. Rivero forderte von der Zentralregierung die sofortige Aussetzung der Genehmigungen, die sie Repsol zur Untersuchung des Meeresbodens in sechs Seegebieten 50 Kilometer östlich von Lanzarote und Fuerteventura erteilt hat.

Die beiden östlichen Inseln des Archipels führen zusammen mit der Kanarenregierung seit geraumer Zeit einen juristischen Kampf gegen die Fortführung des Genehmigungsprozesses für die Erdölsondierungen und mögliche Förderung in den umliegenden Gewässern, für die zurzeit auf die Umweltfreigabe gewartet wird. Sie wollen auch gegen die jüngste Erlaubnis, Proben vom Meeresgrund zu nehmen, klagen. Rivero erinnerte daran, dass man gegen die Erdölförderung sei, weil sie das Naturerbe des Archipels und den Tourismus, seinen Hauptwirtschaftszweig, gefährden würden. Er bekundete sein Unverständnis darüber, dass die Zentralregierung diesen Widerstand und den Protest auf der Straße in solcher Weise auf die leichte Schulter nehme. Der Kanarenpräsident stimmte mit den Inselrepräsentanten darin überein, dass man den sozialen Protest gegenüber den Desinformationskampagnen von Repsol lebendig halten müsse und bekräftigte, dass die Ölförderung niemals Reichtum für die Kanaren bringen würde, sondern nur für die Aktionäre. 

Der Abgeordnete Manuel Fernández, ein Vertreter der oppositionellen Partido Popular, äußerte zu diesem Thema, die Wahrscheinlichkeit, dass Öl unkontrolliert auslaufen werde sei äußerst gering, da hier, anders als im Golf von Mexiko, das Öl in der Förderstelle nicht unter Druck stünde, sondern herausgesaugt werden müsse.

„Ölteppich schwimmt nach Afrika“

Außerdem, so führte er mit bemerkenswerter Kaltschnäutzigkeit gegenüber den Nachbarländern an, würde im Katastrophenfall ein möglicher Ölteppich die Kanaren nicht erreichen, da er von der vorherrschenden Strömung nach Afrika abgetrieben werde.

Diese Behauptung widerspricht einer Studie der Universität Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC) deren Forschungsgruppe mehrere Bojen im möglichen Fördergebiet ausgesetzt hat. Eine davon bewegte sich zunächst südwestlich entlang der afrikanischen Küste, um dann in einem großen Bogen Richtung Westen und Norden zu den Kanaren zurückzukehren und El Hierro und La Palma zu erreichen.

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