Rettung in allerletzter Sekunde


© San Pablo Mercado Gourmet Jorge D. Puhl

Dem größten privaten Investitionsprojekt auf Teneriffa drohte ein Fiasko

Mercado San Pablo soll die neue Top-Adresse für Freunde kulinarischer Genüsse in La Laguna werden. Der Gourmet-Markt mitten in der Stadt, dessen Eröffnung ursprünglich für den 30. November 2013 angekündigt war und dann auf Dezember verschoben wurde, liegt in einem Gebäude in der Einkaufsmeile Calle Herradores. 2.000 Quadratmeter verteilen sich auf die drei Etagen. Beworben wird der Markt als kulinarischer Schmelztiegel, denn das Angebot an verschiedenen Marktständen bzw. in den kleineren und größeren Restaurants, soll von kanarischen und spanischen Spezialitäten über mexikanische, peruanische und indische bis hin zu japanischen und libanesischen Gerichten und Spezialitäten reichen.

Das Produktangebot ist entsprechend vielfältig angekündigt: Fleisch, Meeresfrüchte, Wein, iberische Wurstspezialitäten, Pizza und Pasta, Tapas, Tortillas, Tee und Kaffee, Bäckerei und Konditorei, Obst und Fruchtsäfte, vegetarische Speisen und Salate, Reisgerichte, Sushi, Hamburger, Cocktails etc.

Alles klang toll, und auch die Bilder, die vor der Eröffnung von den fast fertig eingerichteten Räumlichkeiten veröffentlicht wurden, sprachen eine eindeutige Sprache. Hier wurde nicht gespart und ein in jeder Hinsicht geschmackvoller Ort geschaffen, an dem man einen Ausflug in die Gastronomie der verschiedensten Länder der Erde unternehmen kann.

Doch dem Unternehmen Mercado San Pablo drohte ein Riesenfiasko. Liquiditätsprobleme von Unternehmer Pablo Montesinos, der sich mit diesem derzeit größten privaten Investitionsprojekt auf Teneriffa offenbar übernommen bzw. ordentlich verkalkuliert hatte, führten dazu, dass der Markt der kulinarischen Vielfalt kurz vor der totalen Pleite stand.

Nachdem die Eröffnung zunächst von Ende November auf Anfang Dezember letzten Jahres verschoben woren war, wurde es still um den neuen Gourmet-Markt. Wiederholte Nachfragen bei der Marketingabteilung des Unternehmens ergaben immer dieselbe Antwort. Man bemühe sich nach Kräften und mit allen Mitteln um eine baldige Eröffnung, die aus Gründen, auf die man keinen Einfluss habe, noch nicht erfolgt sei. Um welche Gründe es sich handelte, wurde nicht verraten.

Der Mercado San Pablo steht seit letztem Winter fix und fertig da und wartet auf Eröffnung. Die 39 Zonen für Restaurants und Verkaufsstände sind längst an interessierte Firmen vermietet, die eigenen Angaben zufolge entsprechende Gebühren entrichtet haben. Sie sollen je nach gemieteter Fläche 7.500, 9.000 oder 12.500 Euro an Unternehmer Pablo Montesinos entrichtet haben. Dieser hatte jedoch, seit er das Gebäude mit Pachtvertrag übernommen hat, keine einzige Monatsmiete an die Eigentümer gezahlt. Ende Juni flatterte ihm schließlich ein Räumungsbefehl des Gerichts ins Haus. Am 15. Juli um 10.00 Uhr sollte es soweit sein. Das Gericht hatte damit der Räumungsklage der Eigentümer des Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert stattgegeben, denn die Familie Borrella, der das historische Haus gehört, hat seit einem Jahr weder die vereinbarte Miete noch die Kaution erhalten, wie die Zeitung „La Opinión“ berichtete. Pablo Montesinos lehnte es zunächst ab, dazu Stellung zu nehmen. Dafür schickte er noch am selben Tag eine E-Mail an alle Unternehmer, die sich im Mercado San Pablo eingemietet haben, um ihnen zu versichern, dass Verhandlungen mit einem neuen Interessenten für die Übernahme weit fortgeschritten seien.

Doch der Unternehmer hatte seine Glaubwürdigkeit bei den über 20 Untermietern längst eingebüßt. Im April hatte er verkündet, dass die Verhandlungen mit dem indischen Multimillionär Ram Bhavnani kurz vor dem Abschluss stünden. Wie „La Opinión“ berichtete, setzte dieser sich mit der Eigentümerfamilie in Verbindung. Nachdem unter anderem die Verhandlungen über die monatliche Pacht scheiterten, warf Bhavnani das Handtuch.

Auch die Untermieter, die seit Monaten darauf warten, ihre Lokale eröffnen zu können, erhoben Klage gegen Pablo Montesinos und fordern Schadensersatz. Einige von ihnen gründeten auf facebook eine Betroffenen-Plattform. In einem über dieses facebook-Profil veröffentlichten Schreiben wird Pablo Montesinos vorgeworfen, die Kosten für das Projekt vollkommen unterschätzt und demnach einen enormen Schuldenberg angehäuft zu haben. Angeblich hat er nicht nur Firmen, die an dem umfangreichen Umbau des Gebäudes beteiligt waren, bis heute nicht bezahlt, sondern auch eigene Angestellte. Der dadurch entstandene Schuldenbetrag schrecke nun jeden potenziellen Investor ab.

Das Gericht ordnete die Sicherstellung der gesamten Einrichtung des Marktes, die vom Unternehmen „Eco Steel Proyectos y Estructuras“ hergestellt oder installiert wurde, an. Der Richter befand, dass angesichts der Lage, in der sich Unternehmer Montesinos mit seiner Firma „Inversiones Turísticas Bezanilla“ befindet, die Gefahr besteht, dass dieser Teile des Mobiliars verschwinden lässt. Pablo Montesinos schuldet allein „Eco Steel Proyectos y Estructuras“ 400.000 Euro. Sämtliche Wechsel, die er im Laufe der Bauarbeiten ausstellen ließ, waren ungedeckt.

Rettung in letzter Sekunde

Am 14. Juli, einen Tag vor der gerichtlich angeordneten Zwangsräumung überraschte Pablo Montesinos mit einer plötzlichen Zahlung der rückständigen Miete von über 250.000 Euro – die monatliche Miete des Gebäudes soll etwa 20.000 Euro betragen. Angeblich hat er einen neuen Geldgeber gefunden, der sich in das Projekt einbringt. Zusammen mit bis zu zwei weiteren Investitionspartnern hofft Montesinos nun, in Kürze die letzten Hürden für die Eröffnung zu überwinden und den Mercado San Pablo bis in spätestens zwei Monaten endlich eröffnen zu können.

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