Ryanair macht aus Wochenblatt-Aprilscherz Ernst


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Chef der Billigairline denkt laut über die Einführung von Stehplätzen in Flugzeugen nach

Es gibt offenbar nichts, was es nicht gibt. Nachdem das Wochenblatt in der Ausgabe vom 1. April dieses Jahres die Meldung „Neue kanarische Airline führt Stehplätze in Flugzeugen ein“ als Aprilscherz veröffentlichte, staunten die erfinderischen Redaktionsmitarbeiter nicht schlecht, als sie vor wenigen Tagen die offenbar ernsthafte Meldung in der Presse lasen: „Ryanair prüft Einbau von Stehbereich in Flugzeugen“ (RP Online).

Da schießt es einem glatt durch den Kopf: „Die haben das Wochenblatt vom 1. April gelesen“. Doch Ryanair-Chef Michael O’Leary hat anscheinend zugegeben, dass die Idee von der chinesischen Fluggesellschaft Spring Airlines stammt, die mitgeteilt hat, dass sie sich bereits seit Jahresbeginn mit dem Thema Stehplatz-Tickets befasst und bis Ende 2009 einen entsprechenden Antrag bei der Luftfahrtbehörde stellen will. Spring Airlines hat sich ausgerechnet, dass durch die Einführung der Stehplätze 40 Prozent mehr Tickets pro Maschine verkauft werden und die Flugpreise für Stehende sinken könnten, da diese Form des Fliegens den Gesellschaften hilft, etwa 20 Prozent an Kosten zu sparen.

Ähnlich sieht es auch Michael O’Leary, der bekanntlich gerne durch ausgefallene Ideen von sich reden macht. Erst waren es Überlegungen über eine Sondergebühr für übergewichtige Passagiere, dann kam der Vorschlag, die Toilettennutzung im Flugzeug per Münzeinwurf kosten­pflichtig zu machen, und jetzt freut sich O’Leary über neue Ryanair-Schlagzeilen, nachdem er sich dazu bekannt hat, die Möglichkeiten für den Einbau von „Hockern“ in den Maschinen zu prüfen. Man sei bereits mit Boeing im Gespräch, soll O’Leary eingeräumt haben, und ein Unternehmenssprecher von Ryanair bestätigte: „Wenn das die Preise drücken kann, machen wir es.“ Die dpa meldete: „Dem Plan zufolge könnten die Fluggäste auf Barhocker-ähnlichen Stühlen angeschnallt werden – und dann weniger für das Ticket bezahlen oder sogar gratis fliegen“. Und ganz ähnlich beschrieb auch das Wochenblatt am 1. April die Stehvorrichtung und veröffentlichte dazu eine Grafik. Allerdings wurde im Wochenblatt-Scherzartikel darauf hingewiesen, dass die (erfundene) neue kanarische Airline Vuelacanarias mit ihrer ungewöhnlichen Sparmaßnahme dem irischen Billigflieger Ryanair nacheifert. Dabei scheint es nun umgekehrt zu sein…

Am 7. Juli wies Boeing übrigens die Behauptungen von Ryanair zurück und stellte richtig: „Wir erwägen nicht die Möglichkeit, Passagiere im Stehen fliegen zu lassen und wir haben auch keine diesbezüglichen Pläne.“ Damit wäre das Thema wohl ad acta gelegt. Ryanair hat aber immerhin über mehrere Tage wieder kostenlose Medienpräsenz erlangt.

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