Sechs Südgemeinden lehnen neue oberirdische Stromleitungen ab


© Moisés Pérez

Die neue 220 Kilovolt-Hochspannungsleitung zwischen Las Caletillas und Granadilla würde 124 neue Strommasten erfordern

Nach den heftigen Protesten seinerzeit gegen die geplante oberirdische Stromleitung durch die Gemeinde Vilaflor, die vor über sechs Jahren zu einer Änderung der Pläne der Elektrizitätsgesellschaft und den Verlauf der Stromleitungen führten, wodurch das Naturschutzgebiet von Hochspannungsmasten verschont blieb, bahnt sich nun ein neuer Streit um Stromtrassen auf Teneriffa an.

Nun konzentriert sich die Kritik auf eine neue Trasse, die der spanische Netzbetreiber Red Eléctrica de España (REE) zwischen Las Caletillas und Granadilla plant. Auf dieser Strecke sieht die Planung von REE 124 neue Strommasten vor. Die Verlegung der Leitungen als Erdkabel ist derzeit nur auf dem Teilstück zwischen Candelaria und der Straße zum Fischerdorf Güímar geplant.

Die betroffenen Gemeinden Candelaria, Arafo, Güímar, Fasnia, Arico und Granadilla de Abona haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam Einspruch gegen die Pläne von REE einzulegen. Die Frist dafür läuft am 24. März ab, weshalb Eile geboten ist. Am 12. März kamen die Bürgermeister, beziehungsweise Vertreter dieser Gemeinden (mit Ausnahme des Bürgermeisters von Granadilla, der wegen einer Gemeinderatssitzung verhindert war) im Rathaus von Güímar zu einer Besprechung zusammen, um sich über die zu treffenden Maßnahmen zu einigen. Alle sechs Gemeinden fordern, dass die neue Hochspannungsleitung unterirdisch verlegt wird, um das Landschaftsbild und die Landwirtschaft nicht noch mehr zu belasten. Auf der Strecke von Las Caletillas in den Süden seien schon zu viele Strommasten aufgestellt worden, die die Landschaft verschandeln. Bei REE wird diese Forderung wohl kaum große Begeisterung auslösen, denn die Verlegung von Erdkabeln ist ungleich teurer als Freileitungen. Wohl wissend, dass der Stromnetzbetreiber ungern von der oberirdischen Stromleitung abrücken wird, verlangen die Bürgermeister alternativ zu  den Erdleitungen zumindest einen parallelen Verlauf zu der bestehenden Trasse in den Süden, um den Einfluss auf Umwelt und Landschaft so gering wie möglich zu halten.

Obwohl sich die sechs Gemeinden gemeinsam dem Kampf gegen die Freileitungen verschrieben haben, so sind sie doch auf unterschiedliche Weise von dem Stromprojekt betroffen. Bei Candelaria sollen Erdkabel verlegt werden, weshalb sich Bürgermeister Gumersindo García weniger um die hässlichen Freileitungsmasten sorgt als um den Standort für das neue Umspannwerk, das REE bei Caletillas bauen wird. Dieses soll möglichst nah an der Autobahn liegen, damit es die urbanistische Entwicklung der Zone nicht stört. Fasnias Bürgermeister Damián Pérez beklagt, dass durch die derzeitigen Pläne von REE noch mehr Grund und Boden an der Küste entwertet bzw. zerstört wird. Denn parallel zu diesem Projekt müsse auch an die Bahnpläne gedacht werden, die Bahn soll ja durch dasselbe Gebiet verlaufen.

Besonders betroffen von der neuen oberirdischen Trasse wäre die Gemeinde Arico, in der über die Hälfte der 124 geplanten Strommasten aufgestellt würde und 200 Grundbesitzer betroffen wären. Bürgermeisterin Olivia Delgado hält die REE-Strompläne durch ihre Gemeinde für „unduldbar“ wegen des Schadens für die Landwirte und der Auswirkungen auf die Umwelt. Deshalb lehne ihre Gemeinde die Stromtrasse rigoros ab.

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