Spaniens einziges privates Alzheimer-Zentrum am Ende


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Öffentliche Verwaltung ließ das lobenswerte Projekt scheitern

Man mag es kaum glauben, aber aufgrund fehlender öffentlicher Unterstützung muss das Zentrum für Alzheimer-Patienten „Delfin“ in Bajamar nach nur zwei Jahren schließen, obwohl es nur ein weiteres dieser Art in ganz Spanien gibt.

Das Ende des „Delfin“ gab Lorenzo Hernández Luis, ehemaliger Stadtrat für Tourismus von Puerto de la Cruz und Eigentümer des Zentrums, Ende September im Gespräch mit der Zeitung Diario de Avisos bekannt.

Hernández Luis hatte das ehemalige Hotel „Delfin“ in Bajamar vor über einem Jahrzehnt erworben und nach einer umfassenden Renovierung und entsprechenden Ausstattung in ein auf alle Bedürfnisse der Alzheimer-Patienten ausgestattetes Zentrum umgewandelt, das im Oktober 2011 den Betrieb aufnahm. Das „Delfin“ verfügte über 54 Zimmer für 118 Patienten, ein Tageszentrum, ein umfangreiches Angebot an Therapien und Freizeitaktivitäten, eine Beratungsstelle usw. (das Wochenblatt berichtete).

Der Bedarf war gegeben, schließlich gab es bis zur Eröffnung des „Delfin“ nur ein weiteres spezialisiertes Zentrum in ganz Spanien, ein dem öffentlichen Gesundheitsdienst angehöriges in Salamanca.

Allein auf den Kanarischen Inseln sollen 25.000 Menschen unter Alzheimer leiden, die öffentlichen Therapieplätze reichen da längst nicht aus. Deshalb ging Hernández Luis auch davon aus, das öffentliche Gesundheitswesen würde ihm Alzheimer-Patienten überweisen.

Doch weit gefehlt, wie sich in den kommenden zwei Jahren herausstellte. Im Gespräch mit Diario de Avisos erklärte Hernández Luis, die Wirtschaftskrise, die geringe private Nachfrage, aber vor allem die fehlende Unterstützung der öffentlichen Verwaltung hätten das Projekt scheitern lassen. Derzeit seien gerade mal 19 der 119 Plätze belegt. Das Gebäude, die Investition von zwei Millionen Euro, das Familienvermögen … alles sei verloren, so der Unternehmer. Am Ende hätten die Sozialversicherung und das Finanzamt die Konten gepfändet. Er müsse das Zentrum schließen, die 25 Angestellten würden ihre Stellen verlieren. Und das alles nur deswegen, weil aus dem öffentlichen Gesundheitswesen trotz mangelnder Behandlungsplätze und ellenlanger Wartelisten nicht ein einziger Alzheimer-Patient überwiesen worden sei.

Francisco J. García, Wirtschaftswissenschaftler, Universitätsprofessor und Angehöriger eines im „Delfin“ untergebrachten Alzheimer-Patienten, bezeichnete in einem veröffentlichten Schreiben die Schließung des Zentrums nur eine Woche nach dem Welt-Alzheimertag am 21. September als „makaber und tragisch“. García bestätigte die „hervorragende Versorgung“ der Patienten im „Delfin“ und kritisierte die öffentliche Verwaltung, trotz des bestehenden gesellschaftlichen Bedarfs nicht mit dem Zentrum zusammengearbeitet und dieses so zur Schließung verurteilt zu haben.

Auch Miguel Ángel Hernández, Präsident der Vereinigung der Familien von Alzheimer-Kranken Teneriffas (Afate), bedauerte das Ende des Zentrums, mit dem Afate eng zusammengearbeitet hat. Hernández forderte die Politiker auf, sich ihrer Verantwortung zu stellen und für dringend benötigte, spezifische Behandlungsplätze zu sorgen.

Am 27. September trafen sich der Eigentümer,  Vertreter der Angestellten und der Familienangehörigen von Patienten des „Delfin“ in einem letzten Versuch, das Zentrum zu retten, mit Cabildo-Vizepräsident Aurelio Abreu und dem Leiter des Sozialamtes Miguel Ángel Pérez. Die Politiker bedauerten, dass der diesjährige Cabildo-Etat eng geschnürt und kein Geld zur Rettung des Zentrums vorhanden sei. Sollte das „Delfin“ bis Jahresende überleben, würde man einen Posten im kommenden Haushalt sichern, schlug man Hernández Luis vor. Zu spät, entgegnete der enttäuschte Unternehmer.

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