Streifzüge – ein Museum erzählt: Das beste Klima der Welt


Standort: Área 1 – Origen y Naturaleza del Archipielago Canario, Eingangsbereich des 3. Saales

Es heißt, die Kanaren besäßen das beste Klima der Welt, nicht zu heiß, nicht zu kalt, nicht zu trocken, nicht zu feucht. Bei ihrer Lage nahe der größten Wüste der Erde, wo es beständig heiß und trocken ist, ist das keine Selbstverständlichkeit. Das Klima ist auch eine wesentliche Voraussetzung der ungewöhnlichen Biodiversität auf unseren Inseln. Grund genug, sich damit zu beschäftigen.

Auf den Kanaren sind mehrere Klimafaktoren zusammen wirksam: Das Azorenhoch, der Passatwind und der Kanarenstrom. Ihr Motor ist die Sonne. Sie erwärmt in der Nähe des Äquators große Luftmassen, die dadurch aufsteigen, sich nach Norden bzw. Süden ausbreiten und in einiger Entfernung vom Äquator allmählich wieder abkühlen. Dort sinken sie zur Erde zurück und erzeugen so relativ beständige Hochdruck-Gebiete, im Falle der Kanaren das sogenannte Azorenhoch, an dessen südöstlichem Rand unsere Inseln liegen. In Hochdruckgebieten regnet es nur selten, wenn auch Wolkenbildung keineswegs ausgeschlossen ist. Die Wolken entwickeln sich aber meistens nicht zu den kilometerhohen Gebilden, die wir aus den gemäßigten Breiten der Kontinente kennen. Die absinkenden Luftmassen strömen wieder als beständige Winde zum Äquator zurück. Wegen der Erddrehung werden sie etwas nach Westen abgelenkt, weshalb der bei uns meistens wehende Passatwind aus Nordost bläst. Bevor er die Inseln erreicht, streift er Hunderte von Kilometern über das kühle Wasser des von Norden kommenden Kanarenstroms. So kühlt das Meerwasser den Wind ab, was wiederum zu milden Temperaturen auf den Inseln führt. Etwas östlich von uns fehlt über der Sahara diese Wasserkühlung. Bekanntermaßen ist es dort ziemlich heiß. Der Kanarenstrom heizt sich auf seinem weiteren Weg entlang des Äquators bis in die Karibik ordentlich auf, verlässt diese als der bekannte Golfstrom nach Norden, erwärmt Westeuropa und beschert den Europäern ihr feucht-mildes Klima. Anschließend wendet sich der abgekühlte Golfstrom als Kanarenstrom wieder nach Süden und kühlt den Nordostpassat.

Der Passat bringt angefeuchtete Luft vom Meer zu den Inseln. Sind diese hoch genug, zwingen sie die feuchte Luft zum Aufsteigen, weshalb auch bei schönstem Wetter an den Nordseiten fast aller Inseln Wolkenbildung einsetzt. Auch wenn dieses Bild wettererfahrene Europäer baldigen Regen erwarten lässt, bleiben Niederschläge meistens aus. Denn die Wolkenschichten werden selten dick genug. Die absinkenden äquatorialen Luftmassen verursachen nicht nur den Hochdruck, sondern sind auch wärmer als die feuchte Seeluft und versperren dieser einschließlich ihrer Wolken den Weg nach oben. Nur wenn diese Inversionslage gestört wird, was im Winterhalbjahr gelegentlich geschieht, können Regenwolken entstehen. Regelmäßig ist das der Fall, wenn große Kaltluftmengen von Norden kommend das Hochdruckgebiet überwinden können. Dann gibt es starke Regenfälle und meistens Schnee auf dem Teide. Im Zuge der Klimaerwärmung trifft diese Situation seltener als früher ein.

Verlagert sich das Azorenhoch weit nach Osten, wehen an dessen Südrand kontinentale und häufig sehr staubhaltige Luftmassen aus der Sahara über die Inseln und bis weit über den Ozean. An solchen schwül-heißen Tagen sinkt die Sichtweite erheblich. Calima nennt man dieses Wetter-Phänomen.

Genau betrachtet gibt es auf den Kanaren-Inseln jedoch gar nicht nur eine einzige Klimazone. Überall auf der Welt sinkt normalerweise mit zunehmender Höhe über dem Meer die Temperatur. Bis zu sechs Klimazonen auf ein und derselben Insel kommen dadurch je nach Höhe der Insel zusammen.

(Fortsetzung folgt. Nächstes Thema: Inseln mit Stockwerken)

Michael von Levetzow
Tenerife on Top

Das Museo de la Naturaleza y del Hombre befindet sich in Santa Cruz in der Calle Fuente Morales gegenüber der Kirche Nuestra Señora de la Concepción, unterhalb des TEA.

Öffnungszeiten: Di.-Sa. 9.00 – 20.00 Uhr; So., Mo. und Feiertage 10.00 – 17.00 Uhr.

Eintrittspreise: 5 € (Residenten 3 €); Senioren ab 65 Jahre 3,50 € (Residenten 2,50 €); Kinder unter 8 Jahren frei. Freier Eintritt jeden Fr. u. Sa. 16.00 – 20.00 Uhr (falls Feiertag 13.00 – 17.00 Uhr)

Audioguides in deutscher Sprache gibt es an der Kasse.

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