Verkommt das Südkrankenhaus zu einem Schandfleck?


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Millionenschulden und kein Geld in Sicht

Die Zeit scheint stillzustehen auf dem Baugelände des Südkrankenhauses bei Los Cristianos. Das sozialgesundheitliche Zentrum ist zwar zu 80% fertiggestellt, doch nachdem das Cabildo bis Anfang 2011 einen Schuldenberg von elf Millionen Euro angehäuft hatte, stehen die Arbeiten still.

Auch der Krankenhaustrakt kommt nicht voran. Zwei große Kräne stehen verlassen neben dem Betongerippe, Bauarbeiter sieht man nicht auf der Baustelle. Kein Wunder, schließlich ist auch die Regionalregierung mit den Zahlungen weit im Rückstand. Eigentlich sollte in diesem Sommer die erste Bauphase beendet sein, doch derzeit deutet nichts auf eine baldige Fertigstellung hin. Mindestens fünf Millionen Euro müssten aufgebracht werden, damit das beauftragte Konsortium die Arbeiter wieder auf den Bau schickt, doch im Haushalt sind gerade mal 1,5 Millionen Euro für Süd- und Nordkrankenhaus vorgesehen.

Die Institutionen weisen die Schuld für die Nichterfüllung ihrer Zahlungsverpflichtungen von sich: das Cabildo auf die Regionalregierung, diese wiederum auf den Staat. Die Begründung ist immer die gleiche, nämlich, dass die nächsthöhere Institution kein Geld überwiesen habe.

Während Cabildo-Vizepräsident Aurelio Abreu das kanarische Gesundheitsressort gegenüber der Zeitung Diario de Avisos als „Schande der Kanaren“ bezeichnete, erklärte dessen Leiterin Brígida Mendoza, die Kankenhäuser seien „Priorität“ für die Kanarenregierung, und man arbeite daran, wie man diese grundlegenden Projekte fertigstellen könne.

Doch da keine Gelder vorhanden sind und auch etliche andere Vorhaben wie beispielsweise der Schnellstraßenring zumindest kurzfristig nicht beendet werden können, werden wohl die über 200.000 Bewohner des Inselsüdens noch eine Weile auf ihr Südkrankenhaus warten müssen. Der Ärger ist groß, handelt es sich doch um eine grundlegende, dringend benötigte Infrastruktur, die schon vor Jahrzehnten von den Politikern zugesagt wurde.

Gegenüber dem Diario de Avisos schlossen sich die Bürgermeister der im Inselsüden gelegenen Gemeinden zusammen und forderten erneut die Fertigstellung des Krankenhauses. Allerdings gibt es den Politikern zufolge einen Hoffnungsschimmer: sollten die Kanarischen Inseln das Defizitlimit im vergangenen Jahr eingehalten haben, könnte der Staat die diesjährige Begrenzung der Neuverschuldung eventuell lockern und den Weg für die Aufnahme neuer Darlehen ebnen.

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