Adventskalender


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Aus dem Buch „Wir können alles, sogar besser – Wo Deutschland wirklich gut ist“

„Gibt es irgendwelche typisch deutschen Sitten in Ihrem Familien­leben?“ „Adventskalender zum Beispiel, die kennt man in den USA nicht, und wir bringen sie jedes Jahr aus Deutschland mit.“ (Andre Agassi und Steffi Graf)

In seinen „Buddenbrooks“ beschreibt Thomas Mann, wie der kleine Hanno, der geliebte Sohn des Senators, dem Weihnachtsfest entgegenfiebert. Der Firma des Vaters geht es schlecht, Tante Toni fällt wie immer etwas aus der Rolle, ganz zu schweigen von Onkel Christian. „Unter solchen Umständen kam diesmal das Weihnachtsfest heran, und der kleine Johann verfolgte mit Hilfe des Abreißkalenders, den Ida ihm angefertigt und auf dessen letztem Blatt ein Tannenbaum gezeichnet war, pochenden Herzens das Nahen der unvergleichlichen Zeit.“ Das war einer der ers­ten Adventskalender. Solche handgefertigten, zuweilen auch gedruckten Abreißkladden waren im protestantischen Deutschland des 19. Jahrhunderts sehr beliebt. Als Alternative malte der Papa auch Kreidestriche an eine Tür, jeden Tag durften die Kinder einen davon wegwischen. Oder man legte Strohhalme in eine Krippe, einen für jeden Tag bis zum Heiligen Abend, auch das verkürzte die Wartespannung.

Im Jahr 1904 brachte dann der Münchener Verleger Gerhard Lang den ersten echten Adventskalender auf den Markt – ein Bogen mit Bildern zum Ausschneiden und ein weiterer Bogen mit Feldern zum Aufkleben; jeden Tag schnitt man ein Bild aus dem einen Bogen aus und klebte es in den anderen Bogen ein. Diese Bilder sind heute beliebte Sammlerstücke. Diese ersten Adventskalender begannen noch am Nikolaustag und hießen deshalb Nikolauskalender. Im Jahr 1920 verkaufte Lang dann die ersten Kalender mit Fenstern, die man öffnen konnte und hinter denen ein Bild zu sehen war – zunächst Szenen und Gestalten aus der Bibel, später auch romantisch verschneite Landschaften und Winterszenen aller Art.

Aus dem neuen Buch „Wir können alles, sogar besser – Wo Deutschland wirklich gut ist“ von Prof. Dr. Walter Krämer (Piper-Verlag, ISBN 978-3-492-05187-3)

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